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Bahrain-Tag 4: Rosberg top, Kimi-Unfall, Renault flop

Von Mathias Brunner
Das Bild am vierten Testtag in Bahrain wird noch klarer: Mercedes bleibt bärenstark – Bestzeit von Nico Rosberg. Und die Renault-Rennställe müssen weiter unten durch.

Zwei Drittel der Wintertests sind vorbei, und so langsam machen sich einige Rennställe grosse Sorgen: Nur noch vier Testtage, dann geht es in den Flieger ab nach Australien. Doch sieben Teams sind hinten und vorne nicht für den Saisonbeginn bereit.

Man muss sich das einmal vorstellen: Mercedes-Ass Nico Rosberg hat heute deutlich mehr Runden gedreht als alle Renault-getriebenen Autos (von Red Bull Racing, Lotus, Toro Rosso und Caterham) zusammen! Eine für die Franzosen ebenso erschreckende Rechnung: Rennwagen mit Mercedes-Motoren (also der Werks-Silberpfeil sowie McLaren, Williams und Force India) haben alleine heute vier Mal so viele Runden abgespult wie die Renault-Partnerteams!

Die Mercedes-Bilanz wäre noch besser ausgefallen, hätte Force India nicht den Tag vorzeitig beendet müssen: Getriebeschaden am Wagen von Sergio Pérez. Und wäre Nico Rosberg nicht vor Ende seines Testtags unplanmässig stehengeblieben. Ganz frei von Sorgen ist auch der Klassenbeste nicht.

Sebastian Vettel und die anderen Fahrer mit Renault-Antriebseinheiten befinden sich in einem gefährlichen Teufelskreis: Wer aufgrund von Problemen diverser Art nicht zum Fahren kommt, lernt nichts übers eigene Auto. Auch nichts über mögliche weitere Schwachstellen, die von Teams aufgedeckt werden, deren Fahrzeuge standfest sind.

Vettel, Ricciardo, Maldonado & Co. verpassen auch Erkenntnisse in Sachen Abstimmung und 2014er Reifen. Das alles zu einem Zeitpunkt, an dem die Konkurrenz von Ferrari, McLaren, Mercedes und Williams bereits Rennsimulationen durchführt.

Das alles drängt immer mehr die Frage auf: Wie soll so ein Rückstand bis zum Saisonbeginn am 16. März in Australien aufgeholt werden?

Weltmeistermacher Christian Horner, Teamchef von Red Bull Racing, lässt sich nicht so schnell bange machen: «Es gibt keine Siegertrophäe für jene, die beim Wintertest am schnellsten sind oder am meisten Runden fahren. Es geht darum, seine Hausaufgaben gründlich zu machen und dann zur Stelle zu sein, wenn es darauf ankommt.»

Aber sein Fahrer Daniel Ricciardo deutet bereits an, dass die Fans von Red Bull Racing möglicherweise viel Geduld brauchen: «Selbst wenn die Probleme weitergehen würden und wir in den ersten drei oder vier Rennen Schwierigkeiten hätten, wen interessiert das, wenn wir die darauf folgenden zehn gewinnen? Ich bleibe Optimist.»

Jämmerliche Bilanz, Superlizenz für Felipe Nasr

Die Gesichter der Mechaniker im Fahrerlager von Bahrain sehen inzwischen aus wie kurz vor dem Ende einer Formel-1-Saison: Die neue Modellgeneration ist so komplex, der Arbeitsablauf so wenig eingespielt, dass fast alle Arbeiten mindestens doppelt so lange dauern wie mit den 2013er Autos. Die Fachkräfte sind jetzt schon müde, dabei hat die Saison noch nicht mal begonnen.

Die Sorgenliste ist sehr lang: Ein Motorschaden am Caterham von Marcus Ericsson verhinderte, dass am Nachmittag Kamui Kobayashi erst eine Stunde vor Schluss zu weiteren Kilometern kam.

Der Grund für eine ganz lange Pause von Jean-Eric Vergne: Die Antriebseinheit von Renault. Erst eine Fussballhalbzeit vor Testschluss griff der Franzsoe wieder ins Geschehen ein

Ein beschädigtes Monocoque führte zu einem Chassis-Wechsel bei Sauber: Erst zwei Stunden vor Schluss des Testtags konnte Adrian Sutil erstmals auf die Bahn gehen. Doch über Installationsrunden kam der Deutsche nicht hinaus. Und auch der achten davon blieb der Sauber entlang der Bahn stehen.

Pastor Maldonado konnte immerhin mehr Lotus-Runden als an jedem anderen Testtag zuvor fahren, doch noch immer bleibt der Wagen wegen Kleinigkeiten oft stehen – das sind alles Problemchen, welche die meisten anderen Teams schon ausmerzen konnten.

Langsam vergeht sogar dem Mann mit Dauergutelaune – Daniel Ricciardo – das Lachen. Beim langen Lunch mit seiner RBR-Truppe, während an seinem Auto wieder mal geschraubt werden musste, war der Australier ungewöhnlich ernst. Über die genaue Ursache für die Schwierigkeiten heute schweigt sich RBR aus.

Marussia brachte nach dem Einbau einer neuen Antriebseinheit das Auto nicht über einige Installationsrunden für Jules Bianchi hinaus – Probleme mit der Benzinversorgung. Kein Team hat während des bisherigen Wintertests weniger Kilometer gefahren als Marussia.

Es gibt auch lachende Gesichter: Felipe Nasr legte als neuer Testfahrer von Williams genug Kilometer zurück, um sich für den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz zu qualifizieren.

Ferrari hat dafür nach den Schwierigkeiten von gestern zu alter Qualität zurückgefunden – in Sachen Standfestigkeit und Konkurrenzfähigkeit. Einziger Dämpfer: Fünf Minuten vor Schluss des Testtags setzte Kimi seinen neuen Renner in die Leitschienen – Nase abgestreift, Fahrer unversehrt. Bilder der Kameraüberwachung des «Bahrain International Circuit» deuten auf einen Fahrfehler hin.

Das Ergebnis von heute widerspiegelt den Eindruck der ganzen ersten acht Wintertesttage: Mercedes ist erste Kraft vor McLaren und Ferrari, Williams folgt dicht dahinter.

Die anderen sieben Rennställe haben viel Arbeit vor sich – sehr viel Arbeit.

Bahrain-Test, Tag 4

1. Nico Rosberg (D), Mercedes W05, 1:33,283 (89)
2. Jenson Button (GB), McLaren MP4/29-Mercedes?, 1:34,957 (66)?
3. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari F14 T, 1:36,718 (81)
4. Felipe Nasr (BR), Williams FW36-Mercedes?, 1:37,569 (87)
5. ?Pastor Maldonado (YV), Lotus E22-Renault?, 1:38,707 (59)
6. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM07-Mercedes, 1:39,258 (19)?
7. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB10-Renault, 1:39,837 (15)?
8. Jean-Eric Vergne (F), Toro Rosso STR9-Renault?, 1:40,472 (18)
9. Kamui Kobayashi (J), Caterham CT05-Renault, 1:43,027 (17)
10. Marcus Ericsson (S), Caterham CT05-Renault, 1:45,094 (4)
11. Adrian Sutil (D), Sauber C33-Ferrari, ohne Zeit (7) *
12. Jules Bianchi (F), Marussia MR03-Ferrari, ohne Zeit (4) *
* nur Installationsrunden

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