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Abschied Jules Bianchi: Die bewegendste Trauerfeier

Kolumne von Rob La Salle
Die Fahrer nehmen Abschied von Jules Bianchi

Die Fahrer nehmen Abschied von Jules Bianchi

Familie und Freunde nahmen Abschied von Jules Bianchi. Alteingesessene sagen, sie hätten in der Kathedrale Sainte-Réparate von Nizza selten so viele Menschen erlebt.

«Ich habe noch nie einer so bewegenden Trauerfeier beigewohnt.» Das sagte der frühere Grand-Prix-Fahrer Patrick Tambay im Anschluss an die rund 90 Minuten lange Gedenkfeier für Jules Bianchi. Der Südfranzose war am vergangenen Freitag verstorben, nachdem er seit dem 5. Oktober 2014 und dem tragischen Unfall beim Grossen Preis von Japan in Suzuka im Koma gelegen hatte.

Zur Messe zugelassen waren ausschliesslich Familie, Freunde, Wegbegleiter, Rennfahrer. Vor der Kathedrale verfolgten mehrere hundert Menschen über Lautsprecher die Trauerfeierlichkeiten.

Die Liste jener, die Bianchi die letzte Ehre erweisen und der Familie persönlich ihr Beileid ausdrücken wollten, war eindrucksvoll lang: Romain Grosjean, Daniel Ricciardo, Alexander Wurz, Roberto Merhi, Max Chilton, Allan McNish, Pedro de la Rosa, Esteban Gutiérrez, Jean-Eric Vergne, Alexander Rossi, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Olivier Panis, Marcus Ericsson, Alain Prost, Daniil Kvyat, Felipe Massa, Jenson Button, Nico Hülkenberg, Lewis Hamilton, Adrian Sutil, dazu auch FIA-Präsident Jean Todt und dessen Sohn Nicolas (Manager von Bianchi) und McLaren-Teamchef Eric Boullier sowie der französische Sportminister Thierry Braillard.

Dazu auch zahlreiche Vertreter des Klubs der ehemaligen Grand-Prix-Rennfahrer sowie viele frühere Racer aus Frankreich, der Älteste davon – der 93jährige Claude Le Guézec, der in der Kirche neben Lewis Hamilton sass. Anwesend auch Christian Estrosi, der Oberbürgermeister von Nizza, selbst früherer Motorrad-Rennfahrer, eine grosse Delegation von Ferrari.

Die Organisation war nicht ganz einfach: Dienstag ist in Nizza Markttag. 500 Offizielle hatten die Stadt Nizza für ihren verlorenen Sohn gestellt, um eine reibungslose Abwicklung der Feierlichkeiten zu garantieren.

Die Familie Bianchi, von Trauer gezeichnet und in Tränen: Mutter Christine, Vater Philippe, Grossvater Mauro mit Gattin Gisèle, die Geschwister Mélanie und Tom. In der Kirche wurde nicht gesungen, statt dessen wurden Lieder gespielt, welche Bianchi etwas bedeutet hat, so wie «Hotel California» von den Eagles.

Mit tränenerstickten Stimmen wurde von verschiedenen Angehörigen Bianchis abwechslungsweise gesagt: «Wir werden für dich stark sein. Deine Stärke, deine Würde, wir werden sie nie vergessen. Wenn wir traurig sind oder Angst haben, dann wissen wir, du bist da oben für uns da. Wisse, dass wir dich immer lieben werden.»

Pater Sylvain Brison sprach in seiner Trauerrede von einer grossen Ungerechtigkeit, «aber Jules war glücklich, denn er hat seinen Traum verwirklichen dürfen, Rennfahrer zu werden. Autorennen, das war sein Leben, seine Berufung. Er war ein Pilot von grossem Talent, vor allem jedoch ein junger Mann, der uns durch seine Bescheidenheit beeindruckt hat.»

Zum Schluss seiner Rede sagte der Geistliche: «Er konnte in der Formel 1 nie auf ein Siegerpodest klettern, also bitte ich Sie alle nun, ihm zu applaudieren.» Worauf die Menschen in und ausserhalb der Kathedrale minutenlang klatschten.

Unter dem Lied «Mistral Gagnant» des französischen Sängers Renaud trugen «seine Rennbrüder», wie Pater Brison die anderen Piloten nannte, und Freunde den Sarg von Bianchi in die Sommersonne von Nizza hinaus.

Dort stellten sich die Fahrer hinter dem Sarg mit dem Helm von Bianchi auf, und der Verstorbene erhielt einen letzten Segen, bevor er abtransportiert wurde für die Bestattung im engsten Familienkreis.

Es bedurfte eines Lkw, um hunderte von Blumenarragements zum Friedhof zu bringen, mit welchen der Innenraum der Kirche geschmückt war oder die vor der Kirche niedergelegt worden waren.
Viele schrieben sich ins Trauerbuch ein, welches bereitgelegt worden war.

Die meisten Trauergäste gingen anschliessend nach Hause, einige Fahrer trafen sich, um auf ihren Kollegen anzustossen.

Jean-Eric Vergne, einer der engsten Fahrerfreunde von Bianchi, meinte anschliessend: «Ich werde Jules als Champion in Erinnerung behalten, auf der Rennstrecke als auch daneben. Nun ist er bei den ganz Grossen im Himmel. Aber er wird immer in unserem Herzen bleiben.»

Jules Bianchi wäre am 3. August 26 Jahre alt geworden.

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