Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Lotus: Angeblich eine Million Dollar Schulden – und?

Von Joe Saward
Ein Lotus 2014 in Sotschi – das Rennen wird stattfinden, und Lotus sperrt auch nicht zu

Ein Lotus 2014 in Sotschi – das Rennen wird stattfinden, und Lotus sperrt auch nicht zu

In England ist eine grosse Story daraus gemacht worden, dass Lotus Schulden in Höhe von rund einer Million Dollar habe. Aber ist das für einen Formel-1-Rennstall wirklich so ungewöhnlich?

Es gibt einen kleinen Wirbel um die angeblichen Schulden von Lotus in Höhe von ungefähr einer Million Dollar. Was die meisten Menschen dabei ausser Acht lassen: die meisten GP-Rennställe haben zu fast jeder Zeit unbezahlte Rechnungen in mehr oder weniger der gleichen Region. Ich fand es etwas doof, hier mit dem Finger auf Lotus zu zeigen, selbst wenn ich zugeben muss – es war kein geschicktes Vorgehen, mit seinen Gläubigern so umzuspringen, dass die vor Gericht ziehen mit dem Antrag, Lotus zu schliessen.

Dennoch: halten wir einen Moment inne und überlegen mal. Natürlich ist eine Million Dollar für die meisten von uns ein unglaublich grosser Betrag. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Summe dem griechischen Premierminister schlaflose Nächte bereitet. Dort wird eher in Milliarden-Dimensionen gedacht.

Griechenland war in den letzten Wochen ein Riesenthema, dabei ging beinahe unter, was an der Börse von Schanghai los war – dort sackten die Aktienkurse anfangs Juli so zusammen, dass rund ein Drittel des Wertes verloren gegangen ist, wir sprechen hier von Billionen, was einem Mehrfachen der gesamten griechischen Wirtschaft gleichkommt. Das alles bringt die besagte Million von Lotus wieder ein wenig in Relation.

Die Formel-1-Rennställe sind in Händen von Menschen, die wissen, wie man mit grossen Beträgen umgeht. Wenn sie den Betrieb nicht mehr sicherstellen können, dann wechselt ein Team in der Regel den Besitzer. Aber da sie alle kein Geld verlieren wollen, erleben wir das eher selten, und alle hoffen, dass die Kosten im Sport bald so fallen, dass man mit dem Betrieb eines GP-Teams sogar wieder Geld verdienen kann.

Keiner sollte vergessen, wie teuer die Formel 1 ist. Selbst die kleinen Teams verbrauchen pro Woche gut eine Million Dollar, die grössten benötigen das fast jeden Tag. Also fand ich die Schlagzeile mit der einen Million Schulden ein wenig naiv.

So naiv übrigens wie die Gerüchte um eine angebliche Gefahr für den Russland-GP. Aus den Aussagen von Veniamin Kondratiev wurde konstruiert, dass das Rennen in Sotschi vom kommenden 11. Oktober auf der Kippe stehe. Nur: der gleiche Kondratiev war vor seinem Job als übergangsmässiger Gouverneur der Region Krasnodar im Präsidentenstab von Vladimir Putin. Da gehe ich jetzt nicht davon aus, dass er etwas sagen oder planen würde, das Putin gegen den Strich geht, für den der Grand Prix auf dem Olympia-Gelände eine der grössten Prestigeveranstaltungen des Jahres ist.
In Wahrheit ist das Rennen basierend auf dem Deal zwischen Bernie Ecclestone und den russischen Behörden durch das Finanzministerium abgesichert.

Es mag stimmen, dass erst 20.000 Eintrittskarten verkauft worden sind, das ist nicht viel. Aber es ist nicht ungewöhnlich, dass ein solches Event im zweiten Jahr weniger Menschen anzieht. Und die Russen mochten das Oktober-Datum ohnehin nie – daher wurde das Rennen auch im WM-Programm 2016 vorverlegt auf den 1. Mai, wenn die Russen frei haben. Der Rennpromoter von Sotschi glaubt, dass auf diese Weise mehr Fans zum Grand Prix kommen werden.

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