Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Flavio Briatore zu Vettel & Ferrari: Strategie falsch

Von Mathias Brunner
Flavio Briatore mit seiner Familie in Monaco

Flavio Briatore mit seiner Familie in Monaco

Flavio Briatore, der frühere Formel-1-Teamchef von Benetton und Renault, geht mit Ferrari streng ins Gericht: «Wenn es Vorgaben vom Reifenhersteller gibt, dann sollte man sich auch daran halten.»

Der vierfache Formel-1-Champion Sebastian Vettel steht zur Entscheidung der Ferrari-Strategen und gibt dem Rennstall auf seiner Internet-Seite Rückhalt: «Nur um das klar zu stellen – das Team und ich haben uns gemeinsam für diese Strategie entschieden. Ich stehe hinter dem Team und das Team steht hinter mir. Das macht uns zu einem Team. Die Strategie war zu keinem Zeitpunkt eine riskante. Das Team trifft keine Schuld.»

Der Meinung kann sich Flavio Briatore nicht anschliessen. Der Weltmeistermacher von Michael Schumacher (mit Benetton 1994 und 1995) und von Fernando Alonso (mit Renault 2005 und 2006) sagt in einem Interview mit den Kollegen der «Repubblica»: «Für mich ist die Sache ganz einfach. Pirelli gibt vor einem Rennen heraus, wie viele Stopps angeraten sind, und an diese Angaben sollte man sich halten. Die Reifen sind ein fundamentaler Bestandteil dieses Sports. Wenn also der Hersteller dieser Reifen dir sagt, man solle eine Zweistoppstrategie verfolgen, vielleicht sogar drei Reifenwechsel machen, dann ist es dein eigenes Risiko, wenn du es mit nur einem Stopp versuchst. Wenn es gut geht, dann loben dich alle als phänomenal. Wenn es nicht gut geht, kann man nicht dem Hersteller die Schuld zuschieben.»

«Für mich war die Strategie einfach falsch. Als mir im Rennen klar wurde, dass Seb nur einen Stopp machen würde, da habe ich mir sofort gesagt – zum Schluss des Rennens wird er sicher ganz langsam machen müssen. Aber das Team hat sicher genau gewusst, was es tut.»

Über den Wutausbruch von Vettel nach dem Rennen sagt Briatore: «Gleich im Anschluss an einen Grand Prix sind die Piloten doch voller Adrenalin. Aber das bleibt nicht lange so. Im Übrigen ist der ganze Rabatz gut für die Formel 1. Denn endlich reden die Medien wieder einmal über unseren Sport, sonst gibt es nur zu vermelden, dass Hamilton zum 200. Mal gewonnen hat.»

Über Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene sagt Briatore: «Ich kenne ihn seit 25 Jahren, er ist ein fabelhafter Manager. Aber wie alle Manager wird er an den Resultaten gemessen. Also wird die Zeit zeigen, wie erfolgreich er ist.»

Auf die Frage, ob Arrivabene in seinem Führungsstil nicht ein wenig Briatore gleiche, schmunzelt Flavio: «Ich weiss nicht, welchen Stil habe ich denn? Ich finde, er gleicht mir erst dann, wenn er angefangen hat, WM-Titel zu gewinnen.»

Zum aktuellen Stand der Formel 1 meint der Italiener: «Die Formel 1 soll ein Spektakel sein. Aber es ist wie bei einem Film: Wenn die Schauspieler und der Regisseur schlecht über einen Streifen reden, was erwartet ihr dann? Die Hälfte der Teams sind halb bankrott, die andere guckt Mercedes beim Gewinnen zu. Wenn ich Mercedes wäre, dann würde ich Red Bull Racing sofort Motoren geben – um einen wahren Sieg zu feiern, brauchst du echte Gegner. Und das fehlt mir derzeit in der Formel 1.»

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