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Rennlegende Jackie Stewart: Autos mit Dach? Vorsicht!

Von Mathias Brunner
Sir Jackie Stewart in Goodwood

Sir Jackie Stewart in Goodwood

Sir Jackie Stewart, 76jährige Rennlegende aus Schottland, ermahnt zu bedachtem Vorgehen, was das Überdachen von Formel-1-Rennern angeht. «Wir brauchen mehr Forschung auf dem Gebiet.»

In Monza fuhr Sir Jackie Stewart eine Demo-Runde mit jenem BRM-Formel 1, mit dem er vor fast genau fünfzig Jahren im Autodromo Nazionale seinen ersten von 27 GP-Siegen herausfuhr. Der rüstige Schotte, inzwischen 76 Jahre jung, ist eine Rennlegende – nicht nur wegen seiner drei WM-Titel (1969, 1971 und 1973), sondern auch wegen seines Kreuzzugs für mehr Sicherheit im Sport.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagt Stewart zum aktuellen Thema Überdachung von Formel-1-Rennern: «Wir müssen aufpassen, dass wir da nicht überstürzt handeln. Wir müssen mit Bedacht forschen, denn es gibt auch gewisse Unfälle, bei welchen eine solche Vorrichtung von Nachteil sein könnte.»

Die Diskussion um einen besseren Schutz des Fahrerkopfs entflammte neu beim tödlichen Unfall von Henry Surtees 2009, seither haben wir nach dem Unfall von Suzuka 2014 Jules Bianchi und unlängst nach dem Unfall in Pocono den Engländer Justin Wilson verloren. Surtees wurde von einem Rad erschlagen, Bianchi geriet unter einen Kranwagen und erlitt irreparable Hirnschäden, Wilson wurde von einem Trümmerteil am Helm getroffen und erlag einen Tag später seinen schweren Verletzungen. Dazwischen hatte Maria de Villota ihren Testunfall in Duxford 2012, im Oktober 2013 war sie tot, die Ärzte glauben, die Spanierin erlag Folgeschäden ihrer schweren Kopfverletzungen.

Jackie Stewart gibt zu bedenken: «Wie viele Unfälle hatten wir nun? Die ganze Kampagne zur Erhöhung der Sicherheit, die Rennstrecken, die verformbaren Crash-Strukturen, die Autos, einfach alles, das ist das eine. Aber auf den Rennstrecken hatten wir genau zwei Unfälle, jenen von Henry und jenen von Wilson. Bei Bianchi muss ich zum Schluss kommen – auch eine dachartige Vorrichtung hätte ihn wohl nicht retten können. Ich will einfach nicht, dass überstürzt gehandelt wird.»

«Ich glaube, es ist noch viel Forschung und Entwicklung notwendig. Jeder spricht davon, dass die Fahrer von herumfliegenden Objekten besser geschützt werden müssen. Das verstehe ich. Aber es gibt ja auch Unfälle, nach welchen sich dann die Frage stellt, wie der Fahrer sein Auto verlassen soll. Da gibt es sehr viel zu bedenken.»

«Und wenn ein Auto komplett geschlossen würde – wie steht es dann um die Ventilation, wie um die Sicht? Das alles ist sehr kompliziert, man kann nicht einfach eine widerstandsfähige Blase aufs Cockpit setzen und fertig.»

«Sagen wir, ein Auto fährt mit 300 Sachen und wird von einem Objekt getroffen. Wer garantiert, dass die Verschlussvorrichtung der Kanzel nicht beschädigt wird? Ein Fahrer könnte leicht in seinem Auto eingeschlossen bleiben.»

«Und was wollen eigentlich die Fans? Unterm Strich finde ich, man muss sich seiner Sache schon sehr sicher sein, bevor man so einen Schritt macht.»

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