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Maurizio Arrivabene (Ferrari): Geheimtest ist falsch

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene 2014 in Abu Dhabi mit Kimi Räikkönen

Maurizio Arrivabene 2014 in Abu Dhabi mit Kimi Räikkönen

​Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene hat kein Verständnis für die Entscheidung von Pirelli, den Reifentest vom 1. Dezember unter Ausschluss von Medienvertretern fahren zu lassen.

Maurizio Arrivabene ist kein Teamchef wie jeder andere, das wurde schon bei den Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya klar. Da tauchte der Italiener zusammen mit Teammanager Massimo Rivola und Ersatzfahrer Esteban Gutiérrez auf der Haupttribüne auf, zur Verblüffung der spanischen Formel-1-Fans. Die konnten ihr Glück kaum fassen – zahllose Selfies und noch mehr Autogramme waren die Folge.

Die ungewöhnliche Geste von Arrivabene war als Protest gegen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gedacht, der den Rennställen ab dem Australien-GP die Anzahl von Fahrerlagerpässen einschränken wollte. Maurizio später: «Da muss man eben ein Zeichen setzen, denn das ist nicht akzeptabel. Wenn wir uns daran gewöhnen müssen, dass es im Fahrerlager so gut wie leer ist, dann suchen wir eben die Leute auf den Tribünen auf. Es war eine schöne Erfahrung, die Fans waren sehr nett, es gab viele Fotos und nette Gespräche. Lustig am Ganzen war, dass – als die Leute uns dort sahen – die Leute das Fahrerlager verliessen und zu uns herüber zur Tribüne kamen.»

«Die Formel 1 ist oft seltsam. Ein Beispiel: Golf gilt als exklusiver Sport. Aber tausende von Fans kommen den Stars ganz nahe, können ihnen zugucken, wie sie die Bälle schlagen, und sie geniessen das. Wir in der Formel 1 sind doch viel zu weit von den Zuschauern weg.»

Aber offenbar hat die Formel 1 wenig gelernt.

Am Dienstag, dem 1. Dezember führt Formel-1-Alleinausrüster Pirelli auf dem Yas Marina Circuit einen Reifentest durch – sämtliche zehn 2015er Formel-1-Teams werden am Test zwei Tage nach dem WM-Finale von Abu Dhabi teilnehmen, gefahren wird von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends.

Die Rahmenbedingungen: Jedes Team darf nur einen Wagen einsetzen, die Rennställe werden keine neuen Teile ausprobieren dürfen, der Test muss sich komplett auf die Reifen konzentrieren. Dabei weiss kein Fahrer, was er fährt: Sämtliche Versuchsreifen werden ohne die üblichen Farbmarkierungen sein und ohne Aufschriften. Pirelli allein weiss, welches Auto zu welcher Zeit mit welchen Reifen unterwegs ist.

Die Daten werden dann von den Italienern ausgewertet, später werden diese Erkenntnisse allen Teams zur Verfügung gestellt. Pirelli wird mit den 2016er Mischungen und Konstruktionen fahren, darunter auch die neue zusätzliche fünfte Trockenreifenvariante «ultraweich». Die wird 2016 violett gekennzeichnet sein – das war die Wunschfarbe der meisten Fans, die an einer entsprechenden Abstimmung teilnehmen konnten (85 Prozent der Teilnehmer hatten sich für diese Farbe ausgesprochen).

Jetzt kommt der Teil, der Maurizio Arrivabene sauer aufstösst: Denn dieser Test wird unter Ausschluss der Medienvertreter stattfinden – TV-Mitarbeiter, Print- und Online-Journalisten sowie Fotografen, alle unerwünscht.

Arrivabene findet das den völlig falschen Ansatz: «Ich bin ganz im Gegenteil für eine komplette Öffnung den Medien gegenüber – die Formel 1 braucht jede Werbung, die sich bekommen kann, sie braucht keine Tests hinter verschlossenen Toren.»

Zumal: Wenn alle Reifen nur rund und schwarz sind, wenn lediglich Pirelli weiss, welcher Fahrer was testet – wozu dann die ganze Geheimniskrämerei?

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