Alex Marquez (Ducati): «Jetzt liegt es an mir»
Alex Marquez wird 2025 die Führungsrolle im Gresini-Ducati-Team übernehmen
Alex Marquez blickt auf eine durchwachsene MotoGP-Saison 2024 zurück. Sein einziges Top-3-Ergebnis erzielte er auf dem Sachsenring, als er das Podest mit seinem Bruder Marc teilte. Dank eines starken Finishs in Malaysia und Barcelona mit vier Platzierungen in den Top-5, beendete er das Jahr auf Rang 8 in der Gesamtwertung. Im Gresini-Ducati-Team stand er im Schatten seines Bruders Marc, nächstes Jahr wird der 28-Jährige mit Fermin Aldeguer einen Rookie als Teamkollegen haben. Im Interview von SPEEDWEEK.com spricht der Spanier über seine Saison und die Erwartungen für das nächste Jahr.
Alex, du hattest eine MotoGP-Saison 2024 mit Höhen und Tiefen. Welche Lehren ziehst du aus diesem Jahr?
Im zweiten Jahr mit demselben Motorrad und dem gleichen Team sind wir mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet. Diese haben sich aus dem einen oder anderen Grund nicht erfüllt. Aber ich betrachte die Dinge gerne von der positiven Seite, und die letzte Saison hat mir und dem Team sicherlich geholfen, zu lernen. In diesem Sinne war die Anwesenheit von Marc wichtig. Ich habe gelernt, nicht so sehr auf die zu schauen, die mehr haben als man selbst – ich spreche von den GP24-Fahrern. Das ist Zeit- und Energieverschwendung für etwas, das man nicht ändern kann. Man hat, was man hat, und man muss das Beste daraus machen.
Dein Bruder Marc hat immer wieder betont, wie gut die Atmosphäre im Gresini-Team ist. Was sind für dich die Vorzüge in diesem Team?
Ich denke, wenn man aus schwierigen Momenten kommt, ist es der ideale Ort, um sich zu 'erholen'. Die Atmosphäre in der Box ist ruhig, aber wettbewerbsorientiert; die Atmosphäre in der Hospitality ist vertraut und man fühlt sich wohl – und man hat das beste Motorrad in der Startaufstellung. Als Marc versuchte, herauszufinden, wohin er wechseln sollte, habe ich ihm das alles erklärt. Und irgendwann in der letzten Saison, ich weiß nicht mehr wo, sagte er: 'Es ist genauso, wie du es mir gesagt hast'.
Nächstes Jahr habe ich einen neuen Teamkollegen, der einer neuen Generation angehört. Ich bin sehr neugierig darauf, was an ihm anders ist und was er anders macht. Meiner Meinung nach wird es Fermin schwerer haben als die Fahrer, die früher, vor der Einführung der Pirelli-Reifen, den Sprung von der Moto2 in die MotoGP geschafft haben. Die Reifen haben ihnen viel mehr Vertrauen gegeben als die vorherigen Reifen.
Natürlich muss ich es besser machen als er – er ist ein Rookie. Das Team hat mir das schon gesagt. Jetzt liegt es an mir, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Es ist noch zu früh, um zu sagen, was unser Ziel sein wird, aber zumindest die Platzierung sollte ein Maßstab sein.
Du hast in den letzten zwei Jahren auch die Arbeitsweise von Ducati kennengelernt. Wie beurteilst du die Zusammenarbeit mit Gigi Dall'Igna?
Dall'Igna vermittelt seinen Fahrern viel Vertrauen, indem er mit anderen Ingenieuren nach jedem Training in jede Ducati-Box geht. So kann er sich jeden Fahrer persönlich anhören. Wenn man ein bestimmtes Problem hat, kümmert er sich persönlich darum. Andererseits gibt er dir Hinweise auf die Probleme anderer Fahrer – welche Reifen sie benutzt haben und so weiter. Sie sagen dir nicht, was du zu tun hast, das macht jeder Fahrer mit seinem Team, aber sie sagen dir, was sie getan haben, um ihre Probleme zu lösen und wie es gelaufen ist. Mit anderen Worten, sie geben dir Informationen, denn was Dall'Igna will, ist, dass wenn er acht Motorräder auf der Strecke hat, diese die ersten acht Positionen belegen.
Nächstes Jahr wird dein Bruder Marc im Werksteam von Ducati fahren und dort der Teamkollege von Pecco Bagnaia sein. Führt der WM-Titel 2025 ausschließlich über diese beiden?
Wenn du mich heute fragst, würde ich sagen, dass die Weltmeisterschaft 2025 ein Duell zwischen Pecco und meinem Bruder sein wird. Vielleicht fragst du mich aber im Februar nach dem Test noch einmal. Marc ist in der richtigen Position, um um die Meisterschaft zu kämpfen. Aber laut Kalender werden wir nächstes Jahr 44 Rennen fahren und unser Sport ist ein Hochrisikosport – es können viele Dinge passieren. Und wir dürfen den Rivalen neben ihm nicht vergessen, der viel mehr Erfahrung mit dem Motorrad hat. Was Marc braucht, ist Beständigkeit. Das haben wir dieses Jahr bei Martin gesehen.