MotoGP: Jack Miller verliert die Geduld

MotoGP in Spielberg: Eindrücke eines Trackday-Piloten

Kolumne von Stephan Moosbrugger
Das MotoGP-Wochenende 2025 in Spielberg ist Geschichte. Einer, der den Red Bull Ring bislang nur von Trackdays kannte, schildert seine Eindrücke vom großen Spektakel.

Als noch relativ neuer Redakteur bei SPEEDWEEK.com kannte ich den Red Bull Ring vor dem MotoGP-Wochenende 2025 nur von Trackdays. Schon wieder zwei Jahre ist es her, als ich im Sommer mit meiner alten Ducati 848 meine Runden auf der 4,348 km langen Piste drehte.

Damals hatte ich zunächst meine Bedenken und gedacht, dass ich mit meiner «kleinen» Duc untergehen würde gegen die 1000er-Armada – der Red Bull Ring mit seinem Stop-and-Go-Charakter ist doch eher etwas für die Big-Bikes jenseits der 200-PS-Marke. Nicht umsonst waren in der MotoGP Ducati und auch KTM auf dieser Piste, wo die Motorleistung ein hilfreicher Faktor ist, bislang so erfolgreich.

Doch was folgte war Spaß und Freude pur – und das mit meiner 130-PS-Diva. Immer wenn ich auf der Start-Ziel-Gerade halbwegs den Bremspunkt erwischte – ich war natürlich nicht annähernd so schnell unterwegs wie die MotoGP-Asse –, dann in der ersten Kurve umlegte und über die Kerbs fegte, war das ein super Gefühl. In der Schikane hat es mich bei einem «Verschalter» auch einmal ordentlich durchgeschüttelt – der 1. Gang ist dort eindeutig die falsche Wahl. Meine Duc wies mich störrisch darauf hin, dass ich das in Zukunft besser lassen soll.

In Kurve 4 nach der Schönberg Gerade wurden schon viele Fahrzeuge mit zwei oder vier Rädern ins Kiesbett befördert. Beinahe hätte es auch mich erwischt, als der Bremsdruck vorne kurzzeitig weg war. Nach zweimal pumpen verzögerte mein Bike dann doch noch – der Fahrer hatte einen Herzschlag jenseits der 200, blieb aber sitzen. 500er-Ikone Kevin Schwantz hatte einmal gesagt: «Wenn du Gott siehst, dann musst du bremsen». Ich habe mich an diese Anweisung gehalten – unfreiwillig!

Die Infrastruktur in Spielberg ist auf höchstem Niveau – als Hobbyfahrer genießt man den Luxus einer top-modernen Grand-Prix-Strecke. Und weil sich niemand für uns Nasenbohrer interessierte, hatten wir praktisch den ganzen Ring für uns. Unser Hotel war vier Minuten von der Rennstrecke entfernt – zu einem vernünftigen Preis. Bei einem Rennwochenende sieht die Sache natürlich anders aus. Dieses Mal war unser Hotel eine halbe Stunde vom Red Bull Ring entfernt und kostete deutlich mehr.

Wenn die MotoGP-WM in Spielberg gastiert, herrscht natürlich eine gänzlich andere Atmosphäre. Obwohl die Zuschauerzahlen dieses Mal vergleichsweise niedrig ausgefallen sind, war es ein Motorsport-Fest für die Fans. Gekommen sind neben den MotoGP-Assen Legenden wie Giacomo Agostini, Casey Stoner, Toni Mang, Andrea Dovizioso und Gustl Auinger. Valentino Rossi schwang sich zwar nicht auf ein historisches GP-Bike, der Altmeister ließ es sich trotzdem nicht nehmen in die Steiermark zu reisen, um seine VR46-Jungs zu unterstützen.

Als Journalist hat man an einem Rennwochenende alle Hände voll zu tun. Neben den Rennberichten und Interviews bietet die MotoGP-WM genügend Stoff, die es wert sind, eine Geschichte darüber zu schreiben. Vom MopedGP bis zu Transfers zur Saison 2026 war alles dabei – nicht zu vergessen Casey Stoner, der im Mediacenter zu einem langen Interview vorbeischaute.

Die Rennen der Königsklasse boten zwar spannende Überholmanöver, aber der Sieger im Sprint und im Grand Prix war keine Überraschung – Marc Marquez beendete den Spielberg-Fluch und fuhr einen Doppelerfolg ein. Highlight im Hauptrennen am Sonntag war die beherzte Aufholjagd von Rookie Fermin Aldeguer – er wurde danach von den Fans zurecht zum «Rider of the Race» gewählt. Honda-Ass Joan Mir wurde von einem Journalisten-Kollegen gefragt, ob er das Layout des Red Bull Rings zu langweilig findet. Der Spanier sagte darauf: «Die Rennen auf Stop-and-Go-Strecken sind unterhaltsamer – für die Zuschauer, aber auch für uns, denn wir können hier mehr kämpfen. Hier ist es immer fantastisch!»

Die Grands Prix der Klassen Moto2 und Moto3 boten, wie immer, Spannung pur. Und auch die 7 Runden dauernden Rennen der MotoE waren hart umkämpft – wenngleich dort natürlich die Soundkulisse mit den anderen Kategorien nicht mithalten konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Apropos: Nächstes Jahr wird in Spielberg das Donnergrollen Einzug halten. Der «Harley-Davidson Bagger World Cup» wird im Rahmen der MotoGP-WM in Österreich das Saisonfinale bestreiten. Die spektakulären 200-PS-Monster mit dem typischen V-Twin werden eine neue Facette des Motorradrennsports offenbaren und vielleicht auch neue Fans an die Rennstrecke locken. Ich werde mir dieses Spektakel jedenfalls nicht entgehen lassen!


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