Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Stefan Johansson über Fitness: GP-Fahrer übertreiben

Von Mathias Brunner
​Der frühere Ferrari-Fahrer Stefan Johansson muss über das verstärkte Fitnesstraining der Fahrer schmunzeln. Der 60jährige Schwede: «In meinen Augen völlig übertrieben. Das wird alles nicht so hart.»

Seit Wochen ist davon die Rede, wie sehr die Formel-1-Piloten Muskeln zulegen müssen – um den Fliehkräften der neuen, schnelleren GP-Renner zu widerstehen. Viele Fahrer posten regelmässig Fotos von ihrem Fitnessprogramm, und fast alle melden, dass sie noch nie so hart gearbeitet hätten.

Der frühere Formel-1-Rennfahrer Stefan Johansson verfolgt das alles mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Der 60jährige Schwede sagt in seinem überaus lesenswerten Rennblog: «Ich glaube, das alles wird nicht ansatzweise so hart, wie alle denken oder wie es dargelegt wird. Wenn die Fahrer zum ersten Rennen in Australien fliegen, werden sie sich alle an die höheren Fliehkräfte gewöhnt haben. Jedenfalls sind sie nicht höheren g-Kräften ausgesetzt als die heutigen IndyCar-Piloten in einem Oval. Und ich höre keinen einzigen IndyCar-Fahrer, der sich beklagt. Das wird in der Formel 1 doch völlig übertrieben. Zudem haben die IndyCar-Renner keine Servolenkung, alleine schon deshalb wird es für die GP-Fahrer nicht so hart.»

«In jedem Rennauto bist du förmlich an den Sitz geleimt. Alles, was du bewegen solltest, das sind die Arme, die Beine von den Knien abwärts, der Kopf wird durch den Hals- und Nackenschutz HANS sowie durch die Kopfstütze stabilisiert. Ich verstehe den ganzen Wirbel also nicht.»

«Früher, als der Kopf komplett aus dem Cockpit rausguckte, da hast du wirklich starke Nackenmuskeln gebraucht. Nun kannst du den Kopf entspannt zurücklegen. Das ist ein Kinderspiel gegen 200 Runden im kleinen Oval von Phoenix. Zudem sind die Fahrer generell körperlich viel besser vorbereitet als früher, sie haben die erheblich besseren Trainingsmethoden und ernähren sich gesünder. Ich bin mir ganz sicher: Nach ein paar Rennen wird die körperliche Belastung kein Thema mehr sein.»

Was dem WM-Fünften von 1986 mehr zu denken gibt, ist nicht die Überlastung der Fahrer, sondern die Überlastung der Zuschauer – zum Leidwesen der Formel 1.

Johansson erklärt: «Fernando Alonso hat vor kurzem etwas sehr Kluges gesagt. Er meinte – würden die Leute heute die Duelle zwischen Ayrton Senna und Alain Prost aus den späten 80er Jahren schauen, dann fänden sie das wohl eher langweilig. Er hat zu hundert Prozent Recht. Die Menschen verstanden damals die Herausforderungen und die Gefahr, sie nahmen die Piloten als Helden und Gladiatoren wahr, daher fanden sie das alles phantastisch. Die Autos waren wahre Biester, und die Fans konnte das erkennen. Aber die Rennen selber waren ziemlich fad, langweiliger jedenfalls als heute.»

«Das Grundproblem: Heute hast du gerade als junger Mensch so viele Möglichkeiten, dich zu unterhalten. Angesichts unzähliger Filmhappen auf YouTube ist es schwer nachvollziehbar, wieso sich jemand einen zwei Stunden langen Grand Prix ansehen sollte. Da zieht sich einer lieber Filmchen rein, wie ein paar Idioten ihre sündhaft teuren Ferrari und Lamborghini schrotten. Ich gebe das nicht gerne zu, aber Einiges davon ist schon sehr lustig. Ich weiss, das war jetzt ein doofes Beispiel, aber es soll die komplette visuelle Überladung der Leute demonstrieren. Die Konkurrenz für die Formel 1 ist enorm gross geworden und geht weit über die Grenzen des Motorsports hinaus.»

«Wenn also die neuen Grossaktionäre der Formel 1 wieder ein jüngeres Publikum anziehen wollen, dann müssen sie sich schon etwas sehr Besonderes einfallen lassen. Die Formel 1 darf dabei auch nicht immer politisch korrekt sein. Die Leute müssen den Sport besser verstehen können und wieder als etwas ganz Aussergewöhnliches schätzen lernen. Und besonders ist die Formel 1 derzeit leider nicht.»

Die wichtigsten Termine 2017

Präsentation oder Roll-Out
20. Februar: Sauber im Internet
21. Februar: Renault in London
22. Februar: Force India in Silverstone
22. Februar: Sauber in Barcelona (Roll-Out)
23. Februar: Mercedes in Silverstone
24. Februar: Ferrari in Fiorano
24. Februar: McLaren-Honda in Woking
25. Februar: Haas in Barcelona (Roll-Out)
26. Februar: Toro Rosso in Barcelona
26. Februar: Red Bull Racing in Barcelona
26. Februar: Haas in Barcelona

Wintertests
27. Februar bis 2. März: Barcelona
7. bis 10. März: Barcelona

Tests innerhalb und nach der Saison
18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi

Formel-1-WM 2017
26. März: Australien (Melbourne)
9. April: China (Shanghai)
16. April: Bahrain (Sakhir)
30. April: Russland (Sotschi)
14. Mai: Spanien (Barcelona)
28. Mai: Monaco (Monte Carlo)
11. Juni: Kanada (Montreal)
25. Juni: Aserbaidschan (Baku)
9. Juli: Österreich (Spielberg)
16. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
30. Juli: Ungarn (Budapest)
27. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
3. September: Italien (Monza)
17. September: Singapur
1. Oktober: Malaysia (Sepang)
8. Oktober: Japan (Suzuka)
22. Oktober: USA (Austin)
29. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
12. November: Brasilien (São Paulo) *
26. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

* Finanzierung nicht gesichert, daher provisorisch

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