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Leo Kinnunen tot: Der erste fliegende Finne

Von Mathias Brunner
​Im Alter von 73 Jahren ist der frühere Rennfahrer Leo Kinnunen verstorben: Der Sportwagenspezialist und Porsche-Werkspilot war der erste fliegende Finne in der Formel-1-WM.

Leo Kinnunen ist tot. Am 5. August wäre der frühere Porsche-Werksfahrer 74 Jahre alt geworden. Kinnunen ebnete den Weg für zahlreiche tolle Rennfahrer aus Finnland – mit seinem Start beim Grossen Preis von 1974 in Anderstorp war er der erste Finne, der an einem Formel-1-WM-Lauf teilnahm.

Eigentlich hätte das schon in Belgien passieren sollen, aber dort konnte sich der Surtees-Fahrer nicht qualifizieren. Das Ganze für das AAW-Team, die einzige GP-Truppe aus Finnland in der Formel 1. AAW steht für Antti Aarnio-Wihuri – genau, das ist jener Millionär, der seit Jahren Valtteri Bottas unterstützt.

Ein anderes Alleinstellungsmerkmal: Leo Kinnunen war der letzte Fahrer in der Formel-1-WM, der mit einem offenen Helm antrat. Und er weigerte sich, besser Englisch zu lernen.

Leo Kinnunen war sowieso ein wenig anders: Seine Karriere begann mit Motorradrennen, dann bestritt er Eisrennen in einem Fiat 500, Jahre später sass er im mächtigsten Sportwagen, den die Welt je gesehen hatte – dem Porsche 917. Als Werksfahrer der Stuttgarter an der Seite von Pedro Rodríguez sowie als Einzelkämpfer in der Interserie (dem europäischen Gegenstück zur CanAm) war Kinnunen überaus erfolgreich – mit dem Mexikaner triumphierte «Leksa», wie ihn seine Freunde nannten, 1970 in Daytona, Brands Hatch, Monza und Watkins Glen. Im Porsche 908 pulverisierte Kinnunen bei der Targa Florio 1970 den Pistenrekord. In der Interserie wurde er von 1971 bis 1973 drei Mal in Folge Meister.

Leo bezeichnete sich selber als «Flying Finn» und liess das auch auf seinen Rennwagen pinseln. Er pendelte leichtfüssig zwischen Rundstrecke und Rallyepiste hin und her. Bei der Monte-Carlo-Rallye 1965 führte er seine Klasse an, bis er wegen eines Kontrollpunktfehlers disqualifiziert wurde. 1967 wurde er Zweiter der finnischen Rallyemeisterschaft. 1973 wurde er bei der 1000-Seen-Rallye Dritter.

Ab 1968 war Kinnunen vorwiegend auf der Rundstrecke anzutreffen: In der Formel 3 schlug er spätere GP-Asse wie Ronnie Peterson und Reine Wisell. Seine Leistungen machten Porsche hellhörig. Er wurde zu einem Test mit dem Porsche 917 auf den Österreichring eingeladen. Helmut Flegl wunderte sich: «Der Kerl warf den Wagen um die Ecken, als wäre er auf der Rallyepiste.» Teamchef John Wyer steckte ihn mit Pedro Rodríguez ins gleiche Auto, der Rest ist ein Teil Motorsporthistorie.

In der Formel 1 hätte Leo gewiss mehr erreichen können. Aber mit dem privaten Surtees war wenig auszurichten. Zudem hätte Kinnunen den Wagen vor dem GP-Wochenende in Belgien 1974 noch nie aus der Nähe gesehen. Das Team bestand auf fünf Leuten, inklusive Fahrer. Der Wagen war 80 Kilo zu schwer, der Motor brustschwach. Ergebnis – nicht qualifiziert.

In Schweden klappte es, auch dank eines Tests zuvor in Keimola, bei dem das Handling des Wagens verbessert werden konnte. Leider wurde der Motor dadurch nicht frischer. Eine defekte Zündkerze beendete den einzigen Grand Prix von Leo Kinnunen.

Kinnunen kehrte für 1975 zu Porsche zurück, um an der Seite von Herbert Müller zu fahren. 1976 sass er in einem Porsche 934 von Egon Evertz. Seine Karriere trudelte mit Rallye-Einsätzen aus.

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