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Stefan Johansson: Formel 1 muss von Formel E lernen

Von Rob La Salle
Ex-Formel-1-Pilot Stefan Johansson (60) sieht, was in anderen Rennserien passiert. Der Schwede sagt: «Die Langstrecken-WM ist so gut wie tot. Die Formel E boomt, da muss die Formel 1 etwas lernen.»

Porsche hat bestätigt, dass die Stuttgarter Firma Ende 2017 aus der Langstrecken-WM aussteigt. Audi hatte sich schon 2016 verabschiedet. Für den früheren Grand-Prix-Fahrer Stefan Johansson steht fest: «Die Langstrecken-WM ist so gut wie tot. Ich meine – wie soll die LMP1-Klasse überleben, wenn nur noch Toyota da ist? Viel gescheiter wäre es, die IMSA und die ELMS zusammenzubringen und so eine Brücke zwischen den beiden Kontinenten zu erzeugen. Die LMP1 und LMP2 können wir getrost in die Tonne schmeissen. Wir müssen den Langstreckensport vereinfachen.»

«Ein Beispiel: In diesem Jahr wäre Le Mans um ein Haar von einem LMP2-Auto gewonnen worden, und dieses Team gibt nur einen Bruchteil des Budgets von Porsche aus. Was lehrt uns das? Dass der Langstreckensport in Sachen Budgets endlich wieder in normale Bereiche runterkommen muss. Schau dir die LMP3-Klasse an. Das sind wirklich tolle Rennwagen, und eine Saison kostet 800.000 Dollar. Die Startfelder sind prall gefüllt. Sie brauchen nur etwas kraftvollere Motoren, um sich von den GT-Rennern abzuheben und gut zehn Sekunden pro Runde schneller zu werden. Das wäre verhältnismässig einfach zu machen.»

Während die Langstrecken-WM in der Topkategorie LMP1 ausdünnt, kommen mehr und mehr Autohersteller in die Formel E. Das wundert den 60jährigen Schweden Johansson nicht. Der frühere Ferrari- und McLaren-Fahrer ist überzeugt, dass sich die Formel 1 da ein paar dicke Scheiben abschneiden kann.
«Die Formel E kommt so richtig in Schwung. Die Serie wird in den nächsten drei bis fünf Jahren weiter zulegen. Die Budgets werden mindestens verdoppelt. Ich weiss jetzt schon, dass die Autohersteller ein Vermögen ausgeben werden. Auch die Technik wird mit dem Engagement so vieler Autohersteller gewaltig zulegen.»

«Ich finde es ein wenig merkwürdig, dass die Spezifikationen für die Batterie vorgegeben bleibt, denn auf diesem Gebiet sind die grössten Leistungsgewinne machbar. Aber auf Seiten Antrieb erkenne ich einige interessante Entwicklungen.»

«Die Formel E ist gewissermassen, was die Formel 1 zu sein versucht – umweltfreundlich und cool. Ich habe mir einige Formel-E-Rennen live angeschaut und muss sagen: Gut, die Rennwagen sind recht langsam, aber durch die zahlreichen Positionskämpfe und die kleinen Strecken sieht das alles flott aus. Zudem sehe ich keine Rennserie der Welt, in welcher die Piloten kein Geld bringen müssen. Das fahrerische Niveau ist hoch. Alles in allem finde ich es verblüffend, was die Formel E in wenigen Jahren geschaffen hat.»

«Die Lektion für die Formel 1 – sie muss genau das Gegenteil von Formel E sein. Lasst die Formel E doch den Planeten retten! Die Formel 1 hingegen sollte zurück zu den Wurzeln, mit brutal schnellen, unfassbar lauten, spektakulären, ganz und gar politisch unkorrekten Autos auf herrlichen Rennstrecken. Wäre das nicht fabelhaft?»

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