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Sommerpause in der Formel 1: Das ist verboten

Von Mathias Brunner
Arbeit bei Haas

Arbeit bei Haas

​In dieser Woche wird in den Formel-1-Werken noch gearbeitet, dann aber können die meisten Mitarbeiter zwei Wochen lang durchatmen. Wir erklären, warum jedoch nicht überall die Arbeit ruht.

Der Grosse Preis von Ungarn ist vorbei, der Formel-1-Tross trifft sich erst Ende August wieder, wenn am 30. das erste Freitagtraining auf dem Circuit Spa-Francorchamps gefahren wird. Der Grand-Prix-Tross befindet sich bald in einer kurzen Sommerpause. Immer wieder erhalten wir Zuschriften von Lesern, die wissen wollen: Ruht wirklich die ganze Arbeit? Antwort: nein.

Haas-Teamchef Günther Steiner hat festgehalten: «Im Grunde ist es ganz einfach. Alle Arbeiten am Wagen sind während der Pause untersagt. Es gibt keine Entwicklung. Es gibt keine Herstellung. Aber die administrative Seite ruht natürlich nicht. Immerhin musst du ja weiterhin deine Rechnungen bezahlen und dich um die Gehälter der Angestellten kümmern.»

Die Pause wurde eingeführt, um den von 21 Saisonrennen geschundeten Mitarbeitern eine Verschnaufpause zu gönnen und ihnen Zeit mit ihren Liebsten zu lassen. Vor Jahren hat die damalige FOTA (Formula One Team Association) eine Selbstbeschränkung eingeführt, die Werke machten so gut wie dicht, seit 2014 ist die Sommerpause im Sportreglement der Formel 1 verankert.

Um die Aussagen von Günther Steiner zu verfeinern: Alles, was mit dem Einsatz eines Rennwagens oder dessen Leistungsfähigkeit zu tun hat, ist untersagt. Es werden keine Teile hergestellt, auch nicht bei Drittfirmen. Es dürfen keine Autos aufgebaut werden. Es gibt keine Windkanalarbeiten für diesjährige oder künftige Rennautos, die Computer für Flussberechnungen hören auf zu surren. Das Management darf keine Arbeiten vornehmen, was den Einsatz des Teams am Rennort betrifft, wie etwa Flug- oder Hotelbuchungen.

Und was ist erlaubt? Fremdaufträge von Kunden im eigenen Windkanal sind gestattet. An der Infrastruktur darf ebenfalls gearbeitet werden – an Gebäuden oder im Bereich IT, auch am Windkanal. Dazu alle Administrativ-Arbeiten, wie sie der Südtiroler Steiner erläutert hat.

Gemäss Reglement ist also klar, was getan werden darf und was nicht. Die logische Folgefrage: Wer kontrolliert das eigentlich? Wir haben bei der FIA nachgehakt. Ein ranghoher Funkionär sagt: «Niemand. Es gibt keine Stichproben, es gibt keine Einsicht ins Werk. Wir müssen darauf vertrauen, dass sich die Teamchefs als Verantwortliche ans Reglement halten.»

Wir haben uns auch bei den Teams umgehört. Der Tenor: Eine Kontrolle ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und es ist höchst fraglich, ob sich alle in den vergangenen Jahren wirklich im vollen Umfang an die Pause gehalten haben. Es ist auffällig, dass im Laufe der vergangenen Jahre das eine oder andere Team nicht eben schwächer aus der Sommerpause zurückgekommen ist. Das nährt bei den Gegnern den Verdacht – stand dort die Arbeit wirklich still?

Ein langjähriger Formel-1-Mitarbeiter warnt: «Natürlich habe auch ich meine Zweifel, dass sich alle an die Sommerpause halten. Selbst wenn es Stichproben im Werk gäbe – wer will denn kontrollieren, was Mitarbeiter zuhause machen? Aber hier zu tricksen, birgt grosse Risiken, so dass man sich das wirklich gut überlegen sollte. Die grösste Gefahr, erwischt zu werden, sind für mich die so genannten Whistleblower: Zwischen den Rennställen kommt es jeweils zu zahlreichen Wechseln beim Personal, und da kann es leicht mal einen Mitarbeiter geben, der die Firma im Groll verlässt und sein früheres Team verpfeifen könnte. Oder es könnte ein Leck bei Drittfirmen entstehen, bei Unternehmen, die für verschiedene Rennställe arbeiten. Erwischt zu werden, wäre für die ganze Formel 1 und ganz besonders fürs betreffende Team überaus peinlich. Potenzielle Whistleblower sind für die FIA die beste Versicherung, dass sich die Rennställe an die Vorschriften halten.»

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