Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Dank Formel E: Erste GP-Asse seit 1954 in der Schweiz

Von Mathias Brunner
So soll der Formel-E-Kurs von Lugano aussehen

So soll der Formel-E-Kurs von Lugano aussehen

Die Tessiner Stadt Lugano hat sich im Juli um ein Rennen zur Formel E beworben, nun muss der Autoverband FIA den Plan abnicken. Angedacht ist ein Rennen am 7. Mai 2016.

Sind am 6./7. Mai 2016 erstmals nach mehr als 61 Jahren wieder Formel-1-Stars bei einem Rundstreckenrennen in der Schweiz zu bestaunen? Am 22. August 1954 fand in Bremgarten (Bern) der Grosse Preis der Schweiz statt – die schnelle Schweizer Bahn, zum Teil über Kopfsteinpflaster, war bei den Piloten gefürchtet. Die Ausgabe 1954 gewann Mercedes-Star Juan Manuel Fangio vor Froilán González (Ferrari) und Hans Herrmann in einem weiteren Mercedes. Was damals niemand ahnen konnte: es sollte der letzte Grosse Preis sein. Im Jahr darauf kam es zur Tragödie von Le Mans, als Pierre Levegh mit seinem Mercedes in der Sarthe mehr als 80 Menschen in den Tod riss. In der Schweiz wurden daraufhin Rundstreckenrennen verboten.

Seit Jahren gab es immer wieder Versuche, dieses Verbot aufzuheben. 2003 reichte der Nationalrat Ulrich Giezendanner eine entsprechende parlamentarische Initiative ein. Im Juni 2007 nahm der Nationalrat den Vorstoss an, doch im Oktober des gleichen Jahres trat der Ständerat als zweite Kammer gar nicht erst auf dieses Geschäft ein. Bei einem weiteren Vorstoss blieb der Nationalrat im März 2009 bei seiner Annahme, der Ständerat seinerseits jedoch lehnte das Geschäft erneut ab. Damit war die Initiative gemäss Gesetzt vom Tisch und das Verbot blieb bestehen.

Im Zentrum der Diskussion standen nicht mehr wie in den 50er Jahren die Sicherheit, sondern vielmehr umwelt- und verkehrspolitische Überlegungen. Doch dann geschah etwas, womit weder National- noch Ständrat vor gut zehn Jahren rechnen konnten – die Formel E entstand.

Die vom Autoverband FIA stark propagierte Serie mit Elektrorennern inspirierte den Westschweizer Nationalrat Fathi Derder im September zu einem erneuten Vorstoss, um Rennen ausdrücklich mit Elektrofahrzeugen künftig zu erlauben. Und siehe da – im März 2015 stimmten beide Schweizer Parlamentskammern zu.

Nun schlug die Stunde von Marco Borradori, Bürgermeister der Stadt Lugano. Ende Juni reichte er den Formel-E-Organisatoren ein Projekt für einen Grand Prix zur Formel E ein, damit bremste er Zürich und Lausanne aus.

Nun scheint gemäss Informationen aus dem Tessin die Finanzierung zu stehen, angeblich soll die FIA dem Vorschlag der Südschweizer bald zustimmen. Angestrebt wird ein Rennen vom Wochende des 6./7. Mai, das wäre zwischen den Formel-1-Rennen von Russland und Spanien, und zwischen den Formel-E-Läufen von Paris (23. April) und Berlin (21. Mai). Offiziell bestätigt sind im Formel-E-Kalender 2015/2016 bislang darüber hinaus Rennen in Peking/China (17. Oktober), Putrajaya/Malaysia (7. November), Punta del Este/Uruguay (19. Dezember), Buenos Aires/Argentinien (6. Februar), Long Beach/USA (2. April), Moskau (4. Juni) sowie London (Datum steht noch nicht fest).

In der Formel E fahren in der kommenden Saison zahlreiche frühere Formel-1-Piloten wie Nick Heidfeld, Jacques Villeneuve, Nelson Piquet, Bruno Senna (alle für die neue Saison bestätigt), in der vergangenen Saison waren auch am Lenkrad – Jarno Trulli, Sébastien Buemi, Jaime Alguersuari, Karun Chandhok, Tonio Liuzzi, Franck Montagny, Stéphane Sarrazin, Marco Andretti, Scott Speed, Takuma Sato und viele mehr.

Der 2,14 Kilometer lange Luganeser Kurs mit Start und Ziel an der Viale Cattaneo soll gemäss den Organisatoren drei Jahre lang Gastgeber der Formel E sein, mit einer Option auf drei weitere Jahre.

Wie der Rennkurs aussehen könnte, zeigen die Organisatoren in diesem Video:

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