MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Andrea Dovizioso will 2022 um den WM-Titel kämpfen

Von Nora Lantschner
Andrea Dovizioso weiß, dass seine Strategie riskant ist

Andrea Dovizioso weiß, dass seine Strategie riskant ist

Andrea Dovizioso (34) erklärte am Donnerstag in Valencia ausführlich, unter welchen Bedingungen er seine MotoGP-Karriere fortsetzen möchte und warum ihn weder ein Testfahrer-Angebot noch Aprilia reizen.

Am Dienstagabend bestätigte Andrea Dovizioso nach vielen Spekulationen, dass er für 2021 keinen Testfahrer-Vertrag unterzeichnet hat. Stattdessen kündigte er an: «Ich werde in die MotoGP zurückkehren, falls und sobald ich ein Projekt finde, das von derselben Leidenschaft und demselben Ehrgeiz angetrieben wird, und in einer Struktur, die meine Ziele, Werte und Arbeitsmethoden teilt.»

Am Donnerstag unterstrich der 15-fache MotoGP-Sieger in Valencia die Absicht, nach dem Sabbatical wieder in die Motorrad-WM zurückzukehren: «Ich werde 2022 sicher in Betracht ziehen, wenn ich eine Chance habe, um wirklich um den WM-Titel zu kämpfen. Das ist mein Ziel, 2022 dabei zu sein – in einem Top-Team und mit einem Top-Bike», stellte er klar.

Gleichzeitig gab der 34-jährige Italiener zu: «Ich weiß, dass es schwierig ist, wenn man ein Jahr lang kein MotoGP-Rennen fährt. Das nächste Jahr wird anders sein. Ich werde es genießen mit meinen Freunden Motocross-Rennen zu fahren und alles tun, um fit zu sein. Ich habe einen wichtigen Sponsor hinter mir, der mich begleiten wird. Wir versuchen, etwas für die Zukunft auf die Beine zu stellen. Ich weiß noch nicht, ob es funktionieren wird, weil Covid-19 im Moment für alle ein Limit darstellt. Aber wir werden sehen, was wir tun können.»

Der Verweis auf die «Werte und Arbeitsmethoden» in seinem Statement ließ einige aufmerksame Beobachter hellhörig werden. «Dovi» hielt sich aber bedeckt: «Darüber werde ich mit dem Team sprechen. Aber es ist nicht so, dass ich wieder Rennen fahren werde, falls ich meine Methode anwenden kann. Ich werde fahren, wenn ich glaube, dass das Projekt gut genug ist, um um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.»

Auf die Gründe für die Trennung von Ducati nach acht gemeinsamen Jahren wollte er nicht eingehen: «Nein, es ist noch zu früh. Es tut mir leid, darüber kann ich nicht sprechen», entgegnete er.

Auch die Gerüchte, dass Dovizioso bei Honda 2021 Marc Márquez zumindest am Beginn der Saison ersetzten könnte, redete er klein: «Wir haben mit Honda gesprochen, aber nicht in dieser Woche, sondern vor einem Monat. Wie auch in anderen Fällen gab es bei jedem Angebot einen anderen Grund, warum es dann nicht passiert ist», stellte Dovi klar.

Dann ergänzte der Italiener: «Ich glaube, dass alle etwas zu schnell sind. Erstens kennen wir nicht die ganze Wahrheit, keiner weiß genau, wie es Marc geht – ich auch nicht. Zweitens glaube ich nicht, dass sie jetzt eine Entscheidung für nächstes Jahr fällen. Es werden Überlegungen angestellt, die zu weit vorausschauen, wenn viele Dinge im Detail noch nicht bekannt sind. Jetzt schon an diese Situationen zu denken, das ist meiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt nicht die Wahrheit.»

Eine Tür lässt sich der Vizeweltmeister von 2017, 2018 und 2019 aber doch offen: «Falls dieser Fall eintreten sollte, müsste man sehen, ob Honda mich in Betracht zieht. Und dann werden wir sehen, welche Szenarien sich bieten. Der Vorteil daran, dass ich keine Verpflichtungen eingegangen bin, ist, dass ich frei bin. Das heißt nicht, dass ich akzeptieren würde, falls sie mich anrufen würden. Es bedeutet, dass ich darüber nachdenken würde. Frei zu sein gibt dir die Chance, jede Entscheidung zu treffen. Das heißt alles und nichts.»

«Aber dass wir Marc 2021 gar nicht sehen, ist, so glaube ich, fast unmöglich», unterstrich Dovi. Zu seiner Zukunftsplanung sagte er so viel: «Ich bereite mich darauf vor, im nächsten Jahr das zu tun, wozu ich Lust habe – im Hinblick auf Spaß, Training und Projekte mit meinen Sponsoren. Wir arbeiten daran. Und abgesehen davon ist der Motorsport so, wie er ist: Viele Dinge können sich schnell ändern. Wir werden uns in jedem Fall auf 2022 konzentrieren und darauf hinarbeiten.»

Auch für 2022 sind allerdings schon viele Plätze in der MotoGP-Startaufstellung vertraglich vergeben. «Ich bin absolut nicht sicher, dass es die Möglichkeit geben wird, 2022 zurückzukehren. Das habe ich nicht gesagt», meinte der 34-Jährige aus Forlì dazu. «Es stimmt, dass die Verträge in gewissen Werksteams schon abgeschlossen sind, aber noch nicht alle. Bestimmte Situationen und Dynamiken werden sich im Hinblick auf die Teams ändern. Das wird wiederum verschiedene Dinge verändern. Ob sich damit eine Tür auftut oder nicht, das weiß keiner. Wenn ich sage, dass ich noch die Mentalität und den Willen habe, um den WM-Titel zu kämpfen, dann ist das die Wahrheit. Und wir werden darauf hinarbeiten. Wenn es eine Chance gibt, unter den richtigen Bedingungen, dann werden wir sie ergreifen. Wenn nicht, dann nicht», fasste er zusammen.

Bei Aprilia hätte es sogar schon für 2021 einen freien Platz gegeben. «Aprilia hat mir von Anfang an zu verstehen gegeben, dass das Interesse sehr groß war. Das hat mich sehr gefreut», verriet Dovi. «Es hat nicht wirklich gestimmt, dass Aprilia auf Iannone gewartet hat. Aber ich glaube nicht, dass es die Situation ist, die ich für meine Karriere jetzt brauche. Ich glaube, dass sie einen sehr guten Job machen, weil sie kein so großes Budget haben wie zum Beispiel Honda, Yamaha oder Ducati. Dafür machen sie einen guten Job, aber das Level ist in der MotoGP sehr hoch, was es sehr schwierig macht. Ich habe die Situation schon mit Ducati erlebt, zum Beginn unserer Zusammenarbeit. Und die MotoGP ist einfach schwierig.»

Dass der dreifache Vizeweltmeister, der aktuell nur auf WM-Rang 6 liegt, aufgrund der enttäuschenden Saison vielleicht Abstand von der MotoGP brauche, wollte er so nicht stehen lassen. «Sicher hat dieses Jahr nicht geholfen. In der MotoGP zu sein und um diese Platzierungen zu kämpfen, ist überhaupt nicht lustig. Das ist nicht das, was ich machen will», bekräftigte der Ducati-Pilot. «Es ist aber nicht so, dass ich Abstand will. Wenn es die richtige Situation mit dem richtigen Motorrad gegeben hätte, dann hätte ich das sicher angenommen. Aber mit dem, was ich in der Hand hatte, glauben wir, dass für 2021 so ein Jahr besser ist. Dass es für 2022 riskant ist, wissen wir. Aber einen Vertrag einzugehen, um einfach nur ein Testfahrer zu sein und ein Motorrad für andere Fahrer zu entwickeln, ohne eine Möglichkeit für die Zukunft zu sehen, war in diesem Moment nicht meine Priorität.»

Stand Fahrer-WM nach 12 von 14 Rennen:

1. Mir, 162 Punkte. 2. Quartararo 125. 3. Rins 125. 4. Viñales 121. 5. Morbidelli 117. 6. Dovizioso 117. 7. Pol Espargaró 106. 8. Nakagami 105. 9. Miller 92. 10. Oliveira 90. 11. Petrucci 77. 12. Binder 76. 13. Zarco 71. 14. Alex Márquez 67. 15. Rossi 58. 16. Bagnaia 42. 17. Lecuona 27. 18. Aleix Espargaró 27. 19. Crutchlow 26. 20. Bradl 16. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 12 von 14 Rennen:

1. Suzuki 188. 2. Ducati 181 Punkte. 3. Yamaha 163. 4. KTM 159. 5. Honda 130. 6. Aprilia 36.

Team-WM nach 12 von 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar, 287 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 205. 3. Ducati Team 194. 4. Red Bull KTM Factory Racing 182. 5. Monster Energy Yamaha MotoGP 159. 6. Pramac Racing 138. 7. LCR Honda 131. 8. Red Bull KTM Tech3, 117. 9. Repsol Honda Team 83. 10. Esponsorama Racing 81. 11. Aprilia Racing Team Gresini 39.

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