Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Die MotoGP-Welt trauert: Earl Hayden ist tot

Von Günther Wiesinger
Rund viereinhalb Jahre nach Nicky Hayden ist heute sein Papa Earl Hayden im Alter von 74 Jahren von uns gegangen.

Der Motorradsportgemeinde trauert um Earl Hayden, den 74-jährigen Vater von Nicky Hayden und dessen ebenfalls rennfahrenden Brüdern Tommy und Roger Lee, der heute in Owensboro im Bundesstaat Kentucky gestorben ist. Earl hat uns also mehr als viereinhalb Jahre nach Nicky Hayden (er starb nach einem Rennradunfall im Mai 2017) verlassen, dessen erfolgreiche Karriere er vom ersten Tag an mit vielen Entbehrungen gefördert und ermöglicht hat.

Earl Hayden war selbst Rennfahrer, vor allem als Dirt-Tracker trat er in Erscheinung, und er war es, der in der Familie die #69 zum Erkennungszeichen machte.

Auch Nicky, sein älterer Bruder Tommy und sein jüngerer Bruder Roger, haben die Herzen der Rennfans auf den staubigen Ovalpisten im Mittleren Westen der USA im Sturm erobert, ehe sie zuerst auf den permanenten Road Racing Circuits in den Vereinigten Staaten Titel gewannen und dann teilweise auf der ganzen Welt ihr Können zeigten. Die Marke «Earl’s Racing Team» begleitete die Söhne während ihrer ganzen Karriere. Auch Mutter Rose, sie war seit 1976 mit Earl verheiratet, unterstützte die Söhne bei ihrer Karriere immer nach Leibeskräften.

Earl Hayden war seit 2010 durch eine Kehlkopfkrebserkrankung geschwächt, dazu musste er im Dezember mit einer Lungenentzündung ins Spital eingeliefert werden.

Der amerikanische Motorradsport-Journalist Dean Adams telefonierte noch vor wenigen Tagen mit ihm. Earl sagte ihm: «Ich will nicht zu Weihnachten sterben.»

Papa Hayden, der in Owensboro sein Geld als Gebrauchtwagenhändler mit seiner Firma «3rd Chance Auto Sales» verdiente, verbrachte die Feiertage noch daheim im Kreise seiner Familie samt seinen Enkelkindern und verstarb heute früh.

Earl Hayden spürte früh, dass kein Meister vom Himmel fällt. Der Familienpatriarch stellte seinen Jungs schon früh ein Schaukelpferd ins Kinderzimmer, um ihr Gleichgewicht zu schulen. Er baute auf dem Farmgelände eine eigene Trainingspiste, auf der auch die Töchter Kathleen und Jenny trainierten, meistens ließ er fünf Stoppuhren gleichzeitig laufen.

Nicky Hayden, der US Superbike-Champion 2002 (auf Honda) und MotoGP-Weltmeister 2006 auf der Repsol-Honda, wohnte übrigens Zeit seines Lebens über der Garage im Elternhaus.

«Earl hat so viel für uns getan», er innert sich Roger Hayden, der 2007 und 2010 beim Laguna-Seca-GP im MotoGP-Rennen immerhin die Plätze 10 und 11 erreichte und sonst wie Tommy in erster Linie die US Superbike Championship bestritt. «Und das einzige, was er als Gegenleistung verlangte – wir sollten unser Bestes geben. Das galt auch für die Zeit zwischen den Rennen. Wir haben daheim nach den Trainings die Bikes selber gereinigt und getan, was wir konnten. Dad wollte, dass wir in der Freizeit nicht nur rumlungern und TV schauen. Er hat uns Eigenverantwortung beigebracht, deshalb waren wir bei unseren Teams immer beliebt.»

Fast an jedem Wochenende ab 1991 karrte Earl Hayden die Söhne und die ganze restliche Familie mit dem Ford-Transporter samt Ausrüstung zu den Rennen. Manchmal kamen auch Freunde und Mechaniker mit. Bis zu 14 Bikes, es waren auch welche mit 60 und 80 ccm dabei, mussten verstaut werden.

Earl Hayden bestand bei Anfrage immer darauf, dass er die doppeldeutige Startnummer 69 nicht aus irgendwelchen anrüchigen Gründen auserwählt hatte. «Ich habe sie nur genommen, weil ich sie auch lesen konnte, wenn mein Bike nach einem Crash auf dem Kopf stand», schmunzelte er gerne.

In der MotoGP-WM wurde die #69 im Jahr 2019 im Andenken an Nicky für immer zurückgezogen.

Unvergesslich bleibt die Auslaufrunde beim MotoGP-WM-Lauf 2005 in Laguna Seca: Nicky gewann mit der Repsol-Honda vor Colin Edwards und Valentino Rossi und nahm seinen stolzen Papa Earl Hayden nach der Zielflagge auf dem Soziussitz mit zurück ins Parc Fermé. 

Der Motorradsport hat einen immer gern gesehenen, freundlichen und liebenswürdigen Menschen verloren.

RIP, lieber Earl.


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