MotoGP: Für KTM hätte es anders kommen können

Pit Beirer (KTM): Ganz andre Fantasie in der Formel 1

Von Ivo Schützbach und Mathias Brunner
KTM Motorsport Direktor Pit Beirer

KTM Motorsport Direktor Pit Beirer

Die in der MotoGP-WM involvierten Hersteller hegen die Hoffnung, dass sich mit der Übernahme durch Liberty Media die wirtschaftliche Situation verbessert. Für KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer ein Rettungsanker.

4,2 Milliarden Euro will der US-Konzern Liberty Media investieren, um 86 Prozent der Anteile an MotoGP-Rechteinhaber Dorna zu übernehmen. Noch läuft die Überprüfung durch die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission, doch bislang befürchtet keine der beteiligten Parteien, dass es nicht gelingen wird, die beiden weltweit größten Motorsport-Rennserien unter einem Schirm zu vereinen.

Seit der Übernahme durch Liberty im Jahr 2016 erlebt die Formel 1 global gesehen einen Aufschwung, was sich auch in den Ausschüttungen an die Teams abbildet.

Natürlich sind die wirtschaftlichen Zusammenhänge im Dreieck FIA, FOM (Formula One Management), also Liberty Media, sowie den zehn GP-Teams nicht öffentlich zugänglich. Aber immer wieder graben aufgeweckte Journalisten Informationen aus.

Demnach schüttete Liberty Media für die Saison 2023 insgesamt 1,2 Milliarden Dollar Preisgeld an die Teams aus, was umgerechnet zirka 115 Millionen Euro pro Rennstall bedeuten würde. Die tatsächlich ausgezahlten Summen richten sich jedoch nach bestimmten Kriterien wie der Platzierung in der Konstrukteurswertung.

Um eine Vorstellung der Größenordnung zu bekommen: Ferrari erhielt in diesem Jahr Preisgeld in Höhe von 208 Millionen US-Dollar, was derzeit gut 200 Mio Euro sind. Haas als schlechtestes Team bekam immerhin noch 67 Mio Euro.

Von solchen Summen träumen die Teams und Hersteller in der MotoGP: 2023 schüttete die Dorna in den drei GP-Klassen zusammen insgesamt nur zirka 70 Millionen Euro aus.

«Liberty Media hat um 4,2 Milliarden ein Angebot abgegeben für die MotoGP und wir alle hoffen, dass das auch angenommen werden kann», sagte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com zu Weihnachten. «Einen sehr großen Wert dieser 4,2 Milliarden stellen die fünf Hersteller Honda, Yamaha, Ducati, Aprilia und KTM dar.»

Weil es auch zukünftig bei 22 Startplätzen bleiben soll, hat sich die MotoGP zu einem sehr exklusiven Club entwickelt, Beirer ist sich dieses Werts bewusst.

Die angestrebte MotoGP-Übernahme durch Liberty Media trägt maßgeblich dazu bei, dass sich nun auch Investoren aus der Vierradszene für die spektakuläre Zweiradwelt interessieren und etwas vom wachsenden Kuchen abhaben wollen.

Für KTM ein Glücksfall, denn durch das seit 29. November laufende Sanierungsverfahren steht das Motorsport-Engagement auf dem Prüfstand und jeder zusätzliche Euro ist willkommen.

«Es wurden neue Sponsoren gefunden, bei den Partnern möchte ich bereits den ein oder anderen von den Investoren dazuzählen», verriet Beirer. «Die Investoren bringen ein großes Netzwerk mit, die neue Sponsoren an Bord gebracht haben. Namen darf ich noch keine nennen, weil wir sie entsprechend präsentieren wollen. Durch starke Partner können wir das Marketing erweitern, um mit unserer Werbung für MotoGP aus der Rennsportszene rauszukommen.»

«Unsere ersten Kontakte mit Investoren waren Leute, die schon sehr viel mit der Formel 1 und Liberty Media zu tun hatten, die haben eine ganz andere Fantasie, wie sich das bei uns entwickelt», ergänzte der 52-jährige frühere Motocross-Vizeweltmeister. «Die Formel-1-Insider reden offen darüber, dass die Teams vor dem Liberty-Media-Einstieg für sehr wenig Geld gekauft werden konnten, wenn mal eins frei wurde oder in finanziellen Schwierigkeiten war. Heutzutage werden die Teams mit einer Milliarde aufwärts bewertet.»

Das Portal SportsPro stufte Ende November 2024 Ferrari mit 4,6 Milliarden Euro als wertvollstes Formel-1-Team ein, gefolgt von Mercedes (3,79 Mia Euro) und Red Bull Racing (3,37 Mia Euro).

Beirer weiß, dass KTM durch sein umfassendes Engagement im MotoGP-Paddock eine Sonderstellung einnimmt. «Wir waren jetzt zweimal hintereinander zweitbester Hersteller in der MotoGP-Weltmeisterschaft und haben gleichzeitig, zusammen mit Red Bull, 30 Rookies unter Vertrag, denen wir die Chance geben, ohne Kosten ins MotoGP-Fahrerlager reinzuschnuppern», hielt der Rennsport-Chef der Österreicher fest. «Dann gibt es mit uns Moto3- und Moto2-Teams und wir stellen vier Bikes in der MotoGP-Klasse zur Verfügung. Wir sind von den fünf Herstellern derjenige, der den Aufstieg von Talenten bis hoch in die MotoGP begleiten kann. Wir sind ein ordentlicher Partner und wollen – auch durch den Einstieg von Liberty Media – verstärkt Richtung Geschäft rechnen und nicht mehr reines Gönnertum oder Sportsponsoring auf die Beine stellen.»

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