MotoGP: Organisiertes Chaos in Austin

Zeittraining, COTA: Poker statt Rodeo, Marquez auf 1

Von Thomas Kuttruf
Spannender hätte es der Wettergott nicht machen können. Start im Nassen, Finale auf trockener Piste – Marc Marquez bewies seine COTA-Qualitäten und setzte im Zeittraining ein weiteres MotoGP-Ausrufezeichen.

Während die Moto3-Piloten im Dauerregen gefahren waren und die Moto2 ohne Niederschläge um die Q2-Plätze stritt, deutete sich in der Topliga von Beginn an ein Poker um die besten zehn Positionen an.

Nur wer zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Reifen die perfekte Linie treffen würde, kam für den direkten Q2-Einzug in Frage. Nahezu alle Erkenntnisse aus dem nassen ersten Training, bei dem sich Franco Morbidelli auf der VR46-Ducati die Bestzeit geholt hatte, spielten während der 60 Minuten des Zeittrainings keine Rolle mehr.

Bereits in der zweiten fliegenden Runde tauchte dann auch die Ducati mit der Startnummer 93 ganz oben auf den Zeitenbildschirmen auf. Marc Marquez kam auf der noch nassen Strecke bereits der Bestzeit vom Vormittag nahe. Johann Zarco, Franco Morbidelli und der auf nasser Piste stets souveräne Jack Miller fädelten sich hinter dem Ducati-Werksfahrer ein.

Besser als am Vormittag lief es auch für Aprilia-Pilot Marco Bezzecchi. Der Italiener hatte ein erstes Katastrophen-Training inklusive Crash und Motorradbrand erlebt – nach einer Viertelstunde auf der immer noch komplett feuchten Piste tauchte Bezzecchi auf Platz 7 auf.

Als sich nach einem Drittel der Saison die Regenreifen eingeschossen hatten übernahm zunächst wieder Morbidelli die Spitze, doch der Italiener wurde nur wenig später von einer Honda mit Joan Mir abgelöst.

Zeitgleich tasteten sich Teamkollege Luca Marini und Pramac-Pilot Miller erstmals auf Slickreifen um die 5,5 km lange Piste. Nur kurze Zeit später bogen etliche Fahrer in die Boxenstraße ein – Zeit für Reifen ohne Profil!

Die richtige Entscheidung, denn nur wenige später unterbot Miller auf der Yamaha die Bestzeit. Doch durch die Länge der Strecke und die Achterbahn-Architektur blieben etliche Punkte des Circuit of the Americas nass.

Zur Halbzeit der Session wurde die Veranstaltung dann quasi neu gestartet. Miller säbelte über drei Sekunden ab und kam erstmals unter die Marke von 2:10 min. Alex Marquez und Fermin Aldeguer trauten sich ebenfalls früh ans. Das Gresini-Ducati-Duo enterte die Plätze 2 und 4. Zwischen ihnen – Pecco Bagnaia.

Joan, der Schnellste auf Regenreifen, fiel in Windeseile aus den op 15. Um nichts anbrennen zu lassen, sprang Marc Marquez wieder ganz an die Spitze. Wie schwierig die Bedingungen auf der abtrocknenden Strecke blieben, zeigten die Zeitabstände. 20 Minuten vor Ende hatte der auf Rang 6 liegende Acosta 2,4 sec Rückstand auf Marc Marquez – ein Delta, in dem sich auf trockener Piste das gesamte Feld bewegt.

Der Stand 15 Minuten vor der Flagge: Marc vor Alex Marquez, Aldeguer, Mir, Bagnaia. Dahinter die beiden VR46-Athleten und Fabio Quartararo. Kurz vor der heißen Phase tauchte die erste KTM unter Pedro Acosta erst auf Rang 11 auf.

Im Sinne eines guten Trainingskrimis brachte das Finale bei diesen Bedingungen eine Reihe Überraschungen. Zunächst schob sich der Held von 2024, Maverick Vinales, unter die Top 8. Quartararo folgte und ging auf Rang 7 – und Bezzecchi schaffte es, Platz 6 einzunehmen.

Ganz vorne hatte sich derweil noch einmal «Thriller Miller» in Szene gesetzt. Der Abstand unter den ersten Zehn war auf nur noch 1,5 sec geschrumpft. Pünktlich zur Fünf-Minuten-Glocke legte wieder Marc Marquez nach – der Spanier fand nochmals eine volle Sekunde.

Drei Minuten vor Schluss der Showdown: Während Ai Ogura aus dem Nichts auf Platz 4 schoss, schmiss Zarco die Honda neben die Strecke und verursachte gelbe Flaggen. Unbehelligt blieb Pedro Acosta, der sich erst auf Platz 2 verbesserte, in der letzten Runde aber noch von Miller, Alex Marquez und Joan Mir verdrängt wurde. Als dann noch Aldeguer direkt hinter Marc Marquez schoss und sowohl Quartararo, Di Giannantonio als auch Morbidelli Verbesserungen hatten, war Ogura in 2 Minuten von 4 auf 14 gepurzelt. Vor dem Japaner stehen Marco Bezzecchi und Brad Binder, die ebenfalls durchs Q1 müssen. Bemerkenswert: Erstmals in seiner KTM-Karriere gelang Maverick Vinales als Achter der direkte Einzug ins Q2. Der Vorjahressieger landete direkt hinter Markenkollege Acosta.

Glück hatte Pecco Bagnaia, der Italiener rettete sich auf Platz 10 ins Q2. Mit Marc Marquez, «Diggia», Morbidelli, Alex Marquez und Fermin Aldeguer auf den Plätzen 1–5 steht die Ducati-Dominanz weiter nicht zur Debatte. Mit seiner Zeit von 2:02,929 min kam der «King of COTA» bis auf 1,5 sec an seine Zeit vor einem Jahr heran.

Ergebnisse MotoGP COTA, Zeittraining (28. März):

1. Marc Márquez (E), Ducati, 2:02,929 min
2. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +0,736 sec
3. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,837
4. Alex Márquez (E), Ducati, +0,882
5. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,973
6. Jack Miller (AUS), Yamaha, +1,024
7. Pedro Acosta (E), KTM, +1,170
8. Maverick Viñales (E), KTM, +1,332
9. Joan Mir (E), Honda, +1,413
10. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +1,530
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +1,650
12. Brad Binder (ZA), KTM, +1,832
13. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,841
14. Ai Ogura (J), Aprilia, +2,002
15. Luca Marini (I), Honda, +2,035
16. Raúl Fernández (E), Aprilia, +2,184
17. Alex Rins (E), Yamaha, +2,358
18. Enea Bastianini (I), KTM, 2,406
19. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +2,998
20. Johann Zarco (F), Honda, +3,052
21. Somkiat Chantra (T), Honda, +3,564
22. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +3,993

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