Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Grid-Girls ohne Job: Formel 1 politisch ganz korrekt

Von Mathias Brunner
Es hat sich ausgestaunt: Die Grid-Girls gehören der Vergangenheit an

Es hat sich ausgestaunt: Die Grid-Girls gehören der Vergangenheit an

​Ein Stück Motorsporttradition geht verloren: Die neue Formel-1-Führung macht die Grid-Girls arbeitslos. Ab sofort wird es keine Flaggen- und Nummerntafel-haltenden Schönheiten mehr geben.

Die Formel 1 bestätigt auf der eigenen Internetseite: «Die Formel 1 beendet die langjährige Praxis, auf Grid-Girls zurückzugreifen, dies mit Beginn der neuen Saison 2018 in Australien. Diese Änderung gilt auch für sämtliche Rahmenrennen an einem GP-Wochenende.»

«Die Formel 1 findet – die Zeit der Teams und Fahrer auf der Startaufstellung sollte eine Feier sein, bei welcher Gäste und verschiedene Darsteller zum Glamour und zum Spektakel eines Grand Prix beitragen, so dass Promotoren und Partner ihre Nationen und Produkte in die Auslage stellen können.»

Formel-1-Geschäftsleiter Sean Bratches vertieft: «Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir einige Bereiche entdeckt, die ein wenig aufgefrischt gehören. Sie sollen mehr in Einklang mit unserer Vision für den Sport sein. Während uns bewusst ist, dass Grid-Girls seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Formel 1 gewesen sind, so harmoniert diese Gewohnheit nicht mit unseren Markenwerten. Und sie steht auch in direktem Widerspruch zu modernen, sozialen Normen. Wir finden, Grid-Girls sind der neuen Formel 1 und ihren Fans nicht angemessen und auch nicht bedeutungsvoll.»

Adieu, Grid-Girls!

Sie gehörten seit vielen Jahren als fester Bestandteil zur Formel 1: Grid-Girls, die adretten jungen Damen, welche vor dem Start die Nationenflaggen und Nummerntafeln halten. In Monaco 2015 staunten viele, als Grid-Boys in der Startaufstellung auftauchten. Sehr zum Ärger von Sebastian Vettel. Eine Premiere war das nicht – das hatte es schon beim Europa-GP in Valencia gegeben.

Sebastian Vettel ist auch ein Meister der feinen Zwischentöne. «Ich bin am Boden zerstört», sagte der Ferrari-Pilot damals nach dem Rennen mit einem Augenzwinkern. Vettel liess durchblicken, dass ihm die Aussicht kurz vor dem Start nicht wirklich gefallen habe.

«Wenn ich auf Männer stehen würde, wäre das etwas anderes. Das tue ich aber nicht. Wenn ich das Auto parke und mir den Hintern von George oder Dave anschaue, dann bin ich nicht glücklich damit. Wer hat eigentlich entschieden, dass wir in Monaco Grid-Boys haben müssen? Das sollten wir schleunigst wieder ändern», sagte Vettel, der sich in der Vergangenheit schon oft als Anhänger und Verteidiger von Traditionen hervorgetan hat. Nicht nur, was das Sportliche wie den Sound der Autos angeht, sondern nun auch bei Männern in der Startaufstellung. Denn die weiblichen Schönheiten wurden nicht nur bei den Fahrern, sondern – wie in sozialen Medien festzustellen war –  auch von den Fans schmerzlich vermisst.

Vettel weiter: «Das ist Monaco, Grid-Girls gehören zum Rennen dazu. Das ist eine Tradition und es gibt gute Traditionen. Wir sollten damit nicht brechen.»

In der Pressekonferenz glaubte er dann, das Interview-Mikro sei abgestellt, als er sich zu Sieger Nico Rosberg hinüberlehnte und sagte: «Als ich an meinem Platz eingeparkt habe, dachte ich – was ist das denn? Das geht ja gar nicht!»

Initiator der ungewöhnlichen Idee war Michel Boeri, Präsident des Automobil-Clubs von Monaco. Die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC hatte in dieser Saison als Vorreiter vorgelegt und hat sich gleich ganz von den Grid-Girls verabschiedet.

Vor wenigen Monaten deutete sich an, wo die Reise mit der neuen Formel-1-Führung hinführen könnte. Ross Brawn, bei «Formula One Management» für die Entwicklung von Technik und Sport zuständig, bestätigte: «Die Art und Weise, wie die Frau für Werbung eingesetzt wird, das ist ein heikles Thema. Wir schauen uns das derzeit sehr gründlich an. Viele Leute sagen, Grid-Girls gehören zur Tradition. Andere finden, das Konzept sei vielleicht ein wenig verstaubt. Also kümmern wir uns um das Thema.»

Formel-1-CEO Chase Carey sagte damals: «Wir müssen entscheiden: Ist das ein Relikt aus der Vergangenheit. Soll das ein Teil der künftigen Formel 1 sein?»

Die Antwort auf diese Frage kennen wir nun.

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