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Toto Wolff vor Baku-GP: «Aus Ärger heraushalten»

Von Rob La Salle
​Mercedes-Teamchef Toto Wolff kennt eines der Rezepte, um auf dem anspruchsvollen Strassenkurs von Baku zu bestehen. «Es geht nicht nur um Leistungsfähigkeit. Es geht dasrum, sich aus Ärger herauszuhalten.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff traute 2018 seinen Augen nicht: Ein scheinbar sicherer Sieg ging Valtteri Bottas wegen eines platten Reifens durch die Lappen. Der Wiener weiss: «In Baku dreht sich nicht alles nur um Leistungsfähigkeit. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, kommt es auch darauf an, sich aus Ärger herauszuhalten.»

«Valtteri ist im vergangenen Jahr in Aserbaidschan ein starkes Rennen gefahren, aber ein Reifenschaden kurz vor Rennende kostete ihn den verdienten Sieg. In diesem Jahr hatte er einen guten Saisonstart, und ich bin sicher, dass er heiss darauf ist, sich die Punkte zu holen, die ihm im Vorjahr verwehrt geblieben sind. Anders als im vergangenen Jahr kommt Lewis als WM-Führender nach Baku und er wird zweifelsohne darauf aus sein, seinen Sieg aus dem Vorjahr zu wiederholen.»

Einfach wird das nicht. Denn es gilt, im wörtlichsten Sinne: Es gibt keinen Raum für Fehler. Die Autos sind auf relativ engen Strassen unterwegs, besonders in der Altstadt mit ihren Mauern und knappen Auslaufzonen. Dadurch fällt das Fahren zwar nicht zwangsläufig schwieriger aus, aber Fehler haben viel deutlichere Konsequenzen. In Baku kann jeder Fehler bedeuten, dass die Mechaniker plötzlich viel zu tun haben und der Fahrer selbst von draussen zuschauen muss.»

Es ist entscheidend, die Reifen ins optimale Temperaturfenster zu bekommen. Um den bestmöglichen Grip zu bieten, benötigen Formel-1-Reifen Temperaturen um 100 Grad. In Baku kann es jedoch sehr schwierig sein, dieses Funktionsfenster der Reifen, allen voran der Vorderreifen, zu treffen.

Der Grosse Preis von Aserbaidschan findet in diesem Jahr relativ früh statt, sodass die Streckentemperaturen normalerweise recht niedrig ausfallen. Tatsächlich könnte Baku die niedrigsten Asphalttemperaturen der gesamten Saison haben. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Streckentemperatur während des Rennens bei rund 25 Grad Celsius. Das ist eine relativ kühle Oberfläche, um mit Formel-1-Reifen darauf zu fahren. Selbst an einem sonnigen Tag liegen grosse Teile der Strecke im Schatten und erwärmen sich deshalb nicht. Der Streckenverlauf erschwert die Lage zusätzlich, da die Reifen sich auf den langen Geraden und in den langsamen Kurven abkühlen. Dadurch wird einfach nicht genügend Energie erzeugt, um sie aufzuwärmen. Diese Herausforderung fällt umso schwieriger aus, sollte das Safety-Car zum Einsatz kommen. Dann fahren die Autos noch langsamer als sonst und entwickeln noch weniger Energie in den Reifen. Deshalb tendieren die Fahrer in Baku oft zu aggressiven Aufwärmmanövern für ihre Reifen.

Der Baku City Circuit besitzt ein einzigartiges Streckenlayout, das quasi zwei Strecken in einer darstellt – zur Hälfte ist es Monza, zur anderen Hälfte Monaco. Die lange Gerade mit einer harten Bremszone am Ende weist Ähnlichkeiten zum norditalienischen Highspeed-Kurs auf. Der winklige und enge Abschnitt durch die Altstadt erinnert hingegen an Charakteristiken des legendären Stadtkurses in Monte Carlo. Diese ungewöhnliche Mischung sorgt für einen interessanten Balanceakt bei der Abstimmung des Fahrzeugs.

So kühlen die Bremsen auf der langen Gerade vor der ersten Kurve erheblich ab, deutlich unter den Wert, bei dem die Bremsscheiben und Beläge die maximale Reibung erzeugen und deshalb am effektivsten funktionieren. Aus diesem Grund wäre es am besten, die Bremsbelüftungen zu verkleinern, um die Bremsen so warm wie möglich zu halten. Allerdings würden die Bremsen dann in der Altstadt überhitzen. Dort führt das Fehlen längerer Geraden dazu, dass die Bremsen zwischen den Kurven kaum Möglichkeiten haben, um sich zwischenzeitlich abzukühlen.

Als die Formel 1 in der Saison 2016 zum ersten Mal in Baku gastierte, tendierten die Teams zum Einsatz von High-Downforce-Paketen, um dadurch in den langsamen Kurven schnell zu sein. Allerdings stellten sie bald fest, dass der leicht höhere Downforce sie durch den erhöhten Luftwiderstand auf der langen Geraden Zeit kostete. Seitdem tendieren die Teams eher zu einem Paket mit geringerem Abtrieb. Die Flügel sind nicht ganz auf dem Niveau von Monza, sie befinden sich aber im mittleren Abtriebs-Bereich, den die Teams in Spa-Francorchamps oder Montreal einsetzen.

Toto Wolff vor dem vierten WM-Lauf der Saison: «Drei Doppelsiege in den ersten drei Rennen sind ein fantastischer Saisonstart. Wir konnten unsere Möglichkeiten optimal ausschöpfen, obwohl wir nicht immer das schnellste Auto hatten. Das Team hat sehr gute Arbeit abgeliefert und in jedem Bereich eine starke Leistung gezeigt. Der Doppel-Stopp in Schanghai war nur ein Beispiel von vielen für Situationen, die sich jede Woche in allen Bereichen des Teams ereignen. Aber wir wissen, dass wir weiterhin alles geben müssen.»

«Jetzt geht es nach Aserbaidschan, wo wir in den vergangenen Jahren einige sehr unterhaltsame Rennen erlebt haben. Ich bin überzeugt, dass es in diesem Jahr nicht anders sein wird. Der Streckenverlauf bietet einzigartige Herausforderungen und es wird interessant, zu sehen, welches Team den besten Kompromiss für die Mischung aus langen Geraden sowie langsamen Kurven findet.»

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