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Loris Capirossi: Der jüngste Weltmeister wird 50!

Von Otto Zuber
1990 krönte sich Loris Capirossi im Alter von 17 Jahren und 165 Tagen zum jüngsten Motorrad-Weltmeister. Heute feiert der Italiener seinen 50. Geburtstag. Grund genug, einen Blick auf seine Karriere zu werfen.

Loris Capirossi war schon früh auf zwei Rädern unterwegs. Bereits im zarten Kindesalter von vier Jahren fuhr er auf Offroad-Motorrädern, 1986 bestritt er als Zwölfjähriger sein erstes Motocross-Rennen. Ein Jahr später wechselte er in den Strassenrennsport und bestritt ein offenes Strassenrennen in Magione in seiner Heimat Italien. Im gleichen Jahr beendete er die italienische 125-ccm-Meisterschaft auf einer Honda NS 125 als Sechster. Im darauffolgenden Jahr musste er sich mit dem neunten Rang begnügen.

Bereits 1989 bestritt Loris internationale Rennen. In der 125er-EM siegte er vier Mal und sicherte sich damit den vierten Gesamtrang. Als einer der ersten Teenager im GP-Zirkus gab er 1990 als 16-Jähriger in Japan sein GP-Debüt in der 125er-WM. Bereits seinen dritten Einsatz auf der Honda beendete er auf dem Podest, in England folgte dann der erste von drei Saisonsiegen.

Diese reichten Capirossi, um sich gleich im ersten GP-Jahr zum jüngsten Motorrad-Weltmeister zu krönen. Bei seinem ersten Titel-Triumph war er bloss 17 Jahre und 165 Tage alt! Ajo-Jungstar Pedro Acosta war bei seinem Moto3-Titelgewinn 2021 genau einen Tag älter. Da das GP-Mindestalter für alle Klassen seit dieser Saison auf 18 angehoben wurde, wird die Capirex-Marke bis auf Weiteres unerreicht bleiben (nur Red Bull-Rookies- und JuniorGP-Champions dürfen 2023 noch mit 16, ab 2024 dann mit 17 Jahren in die WM einsteigen).

Auch das zweite Jahr in der WM-Einsteigerklasse beendete er als Weltmeister, danach stieg er in die 250-ccm-Klasse auf. Im Debütjahr noch Zwölfter, steigerte sich Capirossi 1993 auf WM-Rang 2. 1994 wurde er Dritter. 1995 und 1996 trat Capirossi dann mit Honda und Yamaha in der 500-ccm-WM an. Doch der erfolgsverwöhnte Italiener schaffte nur vereinzelte Top-Platzierungen, deshalb entschied er sich zur Rückkehr in die Viertelliterklasse.

Titelgewinn am grünen Tisch

Der Erfolg liess auch dort auf sich warten, das Comeback-Jahr beendete er ohne Sieg auf dem sechsten WM-Rang. 1998 folgt4e dann der Titel-Triumph, der allerdings am «grünen Tisch» erfolgte. Dies, weil er beim Saisonfinale in Argentinien mit einem gefährlichen Manöver an seinem Teamkollegen und WM-Rivalen Tetsuya Harada vorbeizog und zunächst disqualifiziert wurde. Die Disqualifikation wurde später jedoch aufgehoben, sodass er seinen ersten und einzigen WM-Titel in der 250-ccm-Klasse feiern durfte.

1999 ging er für das Team von Fausto Gresini auf einer Honda in der 250er-Weltmeisterschaft an den Start und wurde WM-Dritter, danach wechselte er endgültig in die Königsklasse. diesmal fuhr er eine Honda im Team von Sito Pons. Beim Grand Prix von Italien feierte er seinen zweiten Sieg in der 500-ccm-Klasse, den ersten hatte er 1996 in Australien auf einer Yamaha eingefahren. In der Gesamtwertung belegte der Italiener Platz 7. Mit neun Podestplätzen, aber ohne Sieg, steigerte sich «Capirex» im folgenden Jahr auf Rang 3.

In der Saison 2002 musste der damals 29-Jährige mit einem unterlegenen 500er-Zweitakter gegen die neu eingeführten Viertakter mit 990-ccm kämpfen. Um so erstaunlicher war, dass er trotzdem regelmässig in die Top 10 fuhr und sogar zweimal auf dem Podest stand (jeweils als Dritter).

2003 stieg Ducati in die MotoGP-WM ein, und Loris Capirossi wechselte zu den Italienern, denen er bis Ende 2007 treu blieb. Im ersten Jahr konnte er mit der neuen Ducati Desmosedici in Barcelona ein Rennen gewinnen, drei Pole-Positions und eine schnellste Rennrunde einfahren. Capirossi landete mit 177 Punkten auf Rang 4 der Gesamtwertung, und Ducati wurde in der Debüt-Saison Gesamt-Zweiter. Die Saison 2004 war nicht so erfolgreich für Capirossi und Ducati, ein dritter Platz beim Grand Prix von Australien war das beste Saisonresultat. Mit 117 Punkten wurde er WM-Neunter.

Schwere Stürze

2005 wechselte Ducati den Reifenhersteller. Man fuhr nun Bridgestone-Reifen, die Qualität der Reifen war von Strecke zu Strecke so unterschiedlich, dass Capirossi zeitweise vorne mitfuhr (zwei Rennsiege), gleichzeitig aber auch oft nicht in die Top-10 kam. Im freien Training zum Grand Prix von Australien stürzte Capirex sehr schwer und zog sich dabei innere Verletzungen zu. Trotz des Verletzungspechs belegte er am Ende der Saison Den sechsten WM-Rang.

In der darauffolgenden Saison führte der Italiener zeitweise die WM-Wertung an und wurde zu den Titelanwärtern gezählt. Erneut verhinderte aber eine Verletzung eine starke Saison. Bei einem schweren Sturz, bei dem ihm sein Teamkollege Sete Gibernau aufs Hinterrad fuhr, verletzte sich Capirossi so schwer, dass er bei den nächsten Rennen nur mit starken Schmerzen antreten konnte. In der WM-Wertung fiel er weit zurück. Zum Saisonende konnte er sich jedoch mit souveränen Siegen in Tschechien und Japan noch auf Platz 3 der WM-Wertung vorkämpfen.

Die für die Saison 2007 vorgeschriebene Hubraum-Reduktion auf 800 ccm bereitete Capirossi anfangs grosse Schwierigkeiten. Nachdem das Motorrad nach und nach an Capirossis Fahrstil angepasst wurde, feierte er einen zweiten Platz auf dem Sachsenring und in Australien und gewann zum dritten Mal in Folge den Grossen Preis von Japan. Er wurde jedoch nur WM-Siebter.

Die Stimmung zwischen Ducati und Loris Capirossi wurde schlechter, der zu dem Zeitpunkt 34-Jährige unterzeichnete daraufhin einen Vertrag beim Rizla-Suzuki-Team. Für drei Jahre mühte sich der Italiener mit dem japanischen Motorrad ab, doch erneut prägten unzählige Stürze und Verletzungen seine Einsätze. Dennoch konnte er ab und zu Achtungserfolge wie Platz 3 in Brünn 2008 feiern. Die Saison 2008 beendete auf Rang 10, 2009 wurde er WM-Neunter. Der Tiefpunkt war die Saison 2010. Nachdem er verletzungsbedingt einige Rennen auslassen musste, reichte es am Ende noch zu Rang 16 von 17 permanent gestarteten Piloten.

Ein Wechsel ins Pramac-Ducati-Team war 2011 für den mittlerweile 37-Jährigen die letzte Möglichkeit, seine Karriere fortzusetzen. Doch Capirossi musste am Ende der Saison einsehen, die er als schlechtester der Fixstarter auf Position 17 beendete, dass er jüngeren Piloten im Wege steht. Er erklärte seinen Rücktritt und arbeitete seitdem beim MotoGP-Veranstalter Dorna als Sicherheitsberater, seit 2017 ist er offizieller Vertreter der Dorna in der MotoGP-Rennleitung. Seine Startnummer 65 wurde zu seinen Ehren 2016 zurückgezogen.

Seinen Spitznamen «Capirex» bekam Loris Capirossi übrigens von Kenny Roberts jr. Weil er zwei Jahrzehnte auf WM-Level fuhr und zu seiner aktiven Laufbahn der dienstälteste Pilot war, wurde der Italiener von einigen als «Dinosaurier» bezeichnet. So ergab sich der Spitzname «Capirex» (in Anlehnung an den Tyrannosaurus rex).

 

Ergebnisse MotoGP-Rennen, Termas de Rio Hondo (2. April):

1. Marco Bezzecchi (I), Ducati, 25 Runden in 44:28,518 min
2. Johann Zarco (F), Ducati, +4,085 sec
3. Alex Márquez (E), Ducati, +4,681
4. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +7,581
5. Jorge Martin (E), Ducati, +9,746
6. Jack Miller (AUS), KTM, +10,562
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +11,095
8. Luca Marini (I), Ducati, +13,694
9. Alex Rins (E), Honda, +14,327
10. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +18,515
11. Augusto Fernández (E), KTM, +19,380
12. Maverick Viñales (E), Aprilia, +26,091
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +28,394
14. Raúl Fernández (E), Aprilia, +29,894
15. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +36,183
16. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +47,753
17. Brad Binder (ZA), KTM, +48,106

MotoGP-Ergebnis Sprint, Las Termas (1.4.):

1. Brad Binder, KTM, 12 Rdn in 19:56,873 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,072 sec
3. Marini, Ducati, + 0,877
4. Morbidelli, Yamaha, + 2,354
5. Alex Márquez, Ducati, + 2,462
6. Bagnaia, Ducati, + 2,537
7. Viñales, Aprilia, + 2,643
8. Martin, Ducati, + 3,754
9. Quartararo*, Yamaha, + 4,856
10. Miller, KTM, + 5,143
11. Nakagami, Honda, + 5,574
12. Di Giannantonio, Ducati, + 6,965
13. Zarco, Ducati, + 7,568
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 7,725
15. Rins, Honda, + 8,687
16. Augusto Fernández, KTM, + 9,040

*= mit 1 Sekunde Zeitstrafe wegen Überholens bei gelber Flagge

WM-Stand nach 4 von 42 Rennen:

1. Bezzecchi, 50 Punkte. 2. Bagnaia 41. 3. Zarco 35. 4. Alex Márquez 33. 5. Viñales 32. 6. Miller 25. 7. Martin 22. 8. Binder 22. 9. Morbidelli 21. 10. Quartararo 18. 11. Marini 15. 12. Rins 13. 13. Aleix Espargaró 12. 14. Augusto Fernández 8. 15. Nakagami 7. 16. Marc Márquez 7. 17. Di Giannantonio 6. 18. Mir 5. 19. Oliveira 3. 20. Raúl Fernández 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 71 Punkte. 2. KTM 38. 3. Aprilia 32. 4. Yamaha 27. 5. Honda 20.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 65 Punkte. 2. Prima Pramac 57. 3. Red Bull KTM 47. 4. Aprilia Racing 44. 5. Ducati Lenovo 41. 6. Gresini Racing 39. 7. Monster Energy Yamaha 39. 8. LCR Honda 20. 9. Repsol Honda 12. 10. GASGAS Tech3, 8. 12. CryptoDATA RNF 5.

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