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Ross Brawn: So war Michael Schumacher wirklich

Von Mathias Brunner
Ross Brawn mit Michael Schumacher

Ross Brawn mit Michael Schumacher

​​Ross Brawn (63) arbeitet für «Formula One Management» als Verantwortlicher für Technik und Sport. Der langjährige Technikchef von Ferrari und Benetton sagt: «Michael Schumacher war von allen der Beste.»

Die Frage ist aktuell, seit sich die ersten beiden Männer mit ihren klapprigen Selbstbewegern gemessen haben: Wer ist der Schnellere? Unter Fans und Fachleuten wird nun schon mehr als hundert Jahre leidenschaftlich und kontrovers diskutiert, was einen guten Piloten ausmacht und wieso der eine oder andere Fahrer eben der Bessere ist.

Auch Ross Brawn hat sich Gedanken gemacht. Der heute 63-Jährige hat mit Michael Schumacher bei Benetton und Ferrari sieben Fahrer-WM-Titel erreicht (1994/1995 sowie 2000–2004), er holte mit dem früheren Honda-Werksteam als BrawnGP einen weiteren Titel 2009 mit Jenson Button, er goss bei Mercedes-Benz das Fundament, auf dem die vier WM-Titel bei Fahrern und Marken seit 2014 stehen.

Im Gespräch mit dem Guardian sagte Brawn zur anhaltenden Diskussion über Talent: «Die Begabung des Piloten ist elementar. Ein grosser Fahrer kann eine WM mit einem durchschnittlichen Wagen gewinnen. Ein durchschnittlicher Fahrer hat vielleicht das Glück, eine WM mit einem tollen Auto zu gewinnen. Aber kein herausragender Fahrer hat je einen Titel mit einem schlechten Rennwagen gewonnen. Wenn du dann eine Kombination aus hervorragendem Renner und überdurchschnittlichem Racer hast, dann ist das fast unschlagbar. Und Mercedes-Benz hat derzeit genau das.»

Brawn schlug dann eine Brücke zu früher: «Wir hatten das auch jahrelang bei Ferrari mit Michael Schumacher. Wir wurden fast unantastbar. Aber schau dir an, was derzeit mit Fernando Alonso passiert: Ich finde es frustrierend, ein so gewaltiges Talent in durchschnittlichen Autos zu erleben. Er hat letztlich nur zwei WM-Titel erobern können, und für einen Piloten seines Talents ist das beinahe ein Hohn.»

Ross Brawn hat Michael Schumacher bei 88 von 91 GP-Siegen des Deutschen begleitet und sagt: «Für mich ist Michael von allen der Beste. Nicht nur wegen seines fahrerischen Könnens. Sondern vor allem deshalb, weil er eine so tragende Rolle gespielt hat, bei Benetton und Ferrari die Teams zu gestalten. Es war wirklich traumhaft, mit ihm zu arbeiten. Aber er war der einzige Fahrer von diesem Format, mit dem ich arbeiten konnte, und er ist mein Freund. Also bin ich natürlich parteiisch.»

Auch vier Jahre nach dem zweiten GP-Rücktritt und drei Jahre nach dem schweren Ski-Unfall von Michael Schumacher ist das Erbe des Rekord-Weltmeisters in der Formel 1 noch deutlich spürbar. Davon ist der ehemalige Ferrari- und Mercedes-Technikchef Ross Brawn überzeugt. In einem Interview mit CNN erklärte der frühere Wegbegleiter von Michael Schumacher: «Michael hat ganz sicher zur Organisation und Struktur beigetragen, die zu den heutigen Mercedes-Triumphen führt.»

«Michael trug bei Ferrari entscheidend zum Erfolg bei und auch während seiner Mercedes-Zeit ging er mit dem gleichen Ansatz ans Werk.» Vor allem die Fähigkeit Schumachers, sich ganz auf den Erfolg zu fokussieren, habe jedes einzelne Teammitglied beeinflusst, verriet der passionierte Rosenzüchter.

Als Schumachers grösste Stärke damals bezeichnet Brawn denn auch diese mitreissende Konzentration auf den Erfolg der Truppe, die Schumacher ausmachte: «Wenn du einen Fahrer wie Michael erlebst, der sich derart dem Erfolg verschrieben hat, dann wirst du von seinem Enthusiasmus mitgerissen. Du weisst, dass du ihn nicht enttäuschen willst, und so geht es jedem Einzelnen im Team. Sein Erfolgshunger hat die Leute motiviert.»

«Alleine seine Präsenz sorgte dafür, dass man ihm in seinem Ehrgeiz nacheiferte. Er hat mir in dieser Hinsicht eine wichtige Lektion erteilt und mir gezeigt, wie man für die richtige Atmosphäre in einer Mannschaft sorgt. Mit seinem Wissen und seiner Reife war er ein unverzichtbarer Teil der ganzen Mannschaft. Deshalb hat er mit seiner Leistung entscheidend zum Mercedes-Erfolg beigetragen.»

Im Guardian hielt Brawn auch fest: «Die Familie Schumacher hat sich dazu entschlossen, die Rekonvaleszenz von Michael privat zu halten, und das ist zu respektieren.»

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