Günther Steiner zu Boxenstopps: «Bloss nichts ändern»
Haas-Teamchef Günther Steiner
Auch am Trainingsfreitag blieb das Formel-1-Feld nicht von Boxenstopp-Patzern verschont: McLaren schickte Stoffel Vandoorne ganz zum Schluss des zweiten Trainings mit einem losen Rad auf die Piste und bekam dafür umgehend eine entsprechende Geldstrafe über 5000 Euro aufgebrummt.
Der Traditionsrennstall aus Woking machte sich gleich an die Fehleranalyse, allerdings musste Rennleiter Eric Boullier nach dem Ende des zweiten Trainings einräumen: «Wir wissen noch nicht, was bei diesem Boxenstopp im Training schief gelaufen ist. Offenbar wurde das rechte Hinterrad nicht richtig montiert, aber wir müssen die Angelegenheit noch genauer analysieren.»
Es ist nicht der erste Fehler beim Reifenwechsel, den wir in dieser so kurzen Saison erlebt haben. In Melbourne erwischte es das Haas-Team, das gleich zwei Mal hintereinander einen Fehler machte und damit beide Piloten auf aussichtsreicher Position liegend aus dem Rennen nahm.
Im zweiten WM-Lauf in Bahrain sorgte dann das Ferrari-Team für ein Boxenstopp-Drama, weil Kimi Räikkönen beim verfrühten Losfahren einen Mechaniker mit sich riss. Dabei handelte es sich um Francesco Cigarini, der sich beim Unfall einen Schien- und Wadenbeinbruch zuzog und daraufhin operiert werden musste.
Die Verletzung sorgte für viele Schlagzeilen und noch mehr Diskussionen über die Sicherheit der Boxencrew-Mitglieder. Manch einer forderte dabei eine Verschärfung der Regeln, um solche Fehler künftig zu vermeiden. Doch nicht jeder Fahrerlager-Dauergast kann sich für diese Idee erwärmen. So warnt ausgerechnet auch Haas-Teamchef Günther Steiner vor übereilten Reaktionen.
Der Südtiroler erklärt: «Natürlich muss man Szenen, in denen es gefährlich wird, genauer unter die Lupe nehmen, aber ich denke nicht, dass wir deshalb die Regeln ändern müssen. Die Boxenstopps schaffen schliesslich ein zusätzliches Spannungselement. Und wieso sollten wir überhaupt noch Formel 1 schauen, wenn alles 100 Prozent sicher ist?»
Steiner kommt deshalb zum Schluss: «Wir brauchen dieses menschliche Element, das Risiko, dass Fehler passieren können. Uns sind sie passiert und das gefällt mir natürlich überhaupt nicht, aber wir müssen generell auch ein gewisses Risiko eingehen. Wenn alles autonom geregelt und von Robotern ausgeführt wird, dann wären die schnellen Stopps kein Problem mehr. Aber wer würde sich das noch ansehen wollen?»
Und der Chef der US-Truppe betont: «Ich sage nicht, dass wir die Leute in Gefahr bringen müssen, aber wie lange ist schon nichts mehr passiert? Natürlich ist die Formel 1 auch ein gefährlicher Sport, solche Dinge können passieren. Im Fussball bricht sich auch mal einer das Bein. Selbstverständlich habe ich Mitleid mit dem Ferrari-Mitarbeiter, und ich denke, so etwas darf nicht passieren. Es ist aber passiert und wir können das auch nicht vollkommen ausschliessen. Wichtig ist, dass die Räder nicht abgeflogen sind, denn davon geht die grösste Gefahr aus.»
«Die Sicherheitsvorkehrung dafür hat funktioniert, also wieso sollten wir sie nun ändern?», fragt Steiner, und liefert die Antwort gleich selbst: «Ich würde keine übereilten Massnahmen treffen, denn letztlich würde der Zuschauer zuhause den Preis bezahlen. Wir haben den Fehler gemacht, haben den Preis dafür bezahlt und blicken nun nach vorne. Niemand kam bei uns zu Schaden und dass man für solche Fehler bezahlt, gehört eben zur Formel 1 dazu.»