Marc Marquez: «Das Ende des Albtraums»

Moto2 mit neuen Pirelli-Slicks – fast unstürzbar?

Von Thomas Kuttruf
Mit Ausnahme des Engländers Jake Dixon überstanden alle Grand Prix-Piloten den Auftakt zur Motorrad-WM unversehrt. Besonders positiv die Moto2-Bilanz: Nur drei Fahrer flogen während des Auftakts von ihren Maschinen.

Teil eines jeden Grand Prix ist die Sturz-Statistik. Sie dokumentiert im Detail die Niedergänge an allen drei Tagen, Klasse für Klasse. Event für Event. Jahr für Jahr. Zwar ist jede Rennsaison anders, aber ähnlich wie bei der Langzeitbetrachtung des Wetters, gibt es immer wieder kehrende Aussagen. An einem normalen GP-Wochenende verlassen im Schnitt 50 mal Piloten ihr Renngerät unfreiwillig. Ausnahmen bestätigen die Regel. Dann, wenn etwa ein Marc Márquez im Brechstangen-Modus gleich fünfmal abwirft (Sachsenring 2023) oder aber bei extremen Wetterbedingungen.

Vergleichsweise stabil ist auch die Verteilung der Stürze über die Klassen. Je kleiner der Hubraum, desto mehr Stürze. MotoGP-Piloten liegen statistisch etwas weniger auf dem Boden. Um eines klarzustellen, es gibt wesentlich interessantere Übersichten. Die sportliche Seite des Sports steht im Vordergrund.

Doch das routinemäßige Scrollen durch die Liste des GP-Auftakt-Wochenendes, versetzt den Redakteur am Bildschirm in Erstaunen. Zum einen ist die für ein MotoGP-Event doch geringe Gesamtanzahl von 27 Stürzen schon eine erfreuliche Nachricht. Bemerkenswert wird die Zahl durch die Verteilung. Am kräftigsten staubte es bei den jungen Moto3-Akteuren. Insgesamt gingen 15 Abflüge auf ihr Konto, alleine sieben davon im ersten Rennen der Saison. Deutlich bescheidener die MotoGP-Klasse mit neun Hinfallern über alle Sitzungen.

Ganz außergewöhnlich ging es in der mittleren Kategorie zu. Während des gesamten Auftakts mit in Summe acht Sessionen wurden in der Moto2-Klasse nur drei Stürze verbucht. Am Freitag ging exakt niemand zu Boden. Am Samstag stürzten Jake Dixon und Zonta van der Goorbergh. Pech hatte dabei der Engländer. Der CF-Moto Pilot flog in der schnellen Kurve 12 von seiner Kalex und wurde arg benommen für das weitere Wochenende aus dem Verkehr gezogen. Am Sonntag hatte Filip Salac Exklusivität. Als einziger Pilot des Moto2-Rennens küsste er den Wüstenboden.

Sofort kommt die Vermutung auf, dass die erstmals eingesetzten Pirelli-Reifen verantwortlich sind für die sehr positive Entwicklung der Statistik. Skeptiker werfen ein: Auch in der Moto3-Klasse wird das Fabrikat Pirelli genutzt – und die Zahl der Stürze blieb relativ konstant im Vergleich zum Vorjahr. Tatsache ist aber auch, dass Pirelli die Moto3-Spezifiaktion der kleinsten GP-Renner komplett neu entwickeln musste. Die Moto2-Ware basiert dagegen auf der seit Jahren in der Superbike- und Supersport-WM eingesetzten Slick-Technologie. Pirelli besitzt hier einen einzigartigen Erfahrungsschatz, den sich für die Herausforderung als GP-Ausrüster zu eigen macht.

Natürlich gehen auch in der seriennahen Weltmeisterschaft etliche Piloten zu Boden, doch die Pirelli-Slicks haben einen exzellenten Ruf. Die Kontrollierbarkeit des Gummis ist herausragend. Zitat Philipp Öttl, Ex-Moto2 Pilot, nach ersten Tests auf einem Pirelli-bereifen Superbike: «Das ist fast unstürzbar. Als Fahrer muss man es schon brutal übertreiben, um hinzufallen».

Bestätigt ist, dass die aktuelle Ware der Moto2 sehr enge Verwandtschaft zu den Pirelli-Superbike-Gummis hat. Zwar werden im Grand Prix andere Mischungen angeboten, aber die Grundkonstruktionen sind eng verwandt.

Sollte sich der positive Trend einer geringeren Crash-Quote über die Saison fortsetzen, dann hätte sich der Wechsel auf die italienischen Gummis schon deswegen mehr als bezahlt gemacht. Denn trotz des in der höchsten Liga des Sports allgegenwärtigen Schlagwortes «Perfomance», das wichtigste Gut der Weltmeisterschaft, bleiben gesunde Rennfahrer.

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