Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Vorwürfe an Mercedes – Toto Wolff: «Barer Unsinn!»

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Im Haifischbecken Formel 1 wird gestänkert. Gegner von Mercedes verbreiten, Pirelli habe mit dem Barcelona-Reifen für die Deutschen gearbeitet. Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Das ist barer Unsinn!»

Das Verhalten der Pirelli-Reifen ist für die Rennställe ein Rätsel, umgeben von einem Mysterium, verborgen in einem Geheimnis – wenn wir Winston Churchill zitieren dürfen. Selbst für den Meisterpolitiker wäre es ein hartes Stück Arbeit gewesen, die Arbeitsweise des italienischen Reifens vernünftig zu erklären. Ein Österreicher tut sich damit auch sehr schwer. Mercedes-Teamchef Toto Wolff spricht über die Anomalie, dass einige Piloten auf weichen Reifen schneller fahren als auf superweichen. Nach Berechnungen der Pirelli-Ingenieure dürfte das gar nicht möglich sein.

Toto Wolff auf Erklärungssuche: «Wir haben hier in der Vergangenheit erlebt, dass sich ein härterer Reifen als der leistungsstärkere herausstellen kann, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Der weichere Reifen hat zum Teil überhitzt, der härtere war widerstandsfähiger. Heute haben wir erkannt, dass Vettel im dritten Pistensegment dominiert hat, während die Reifen an unserem Renner zum Überhitzen geneigt haben. Du musst immer abwägen: Der härtere Reifen ist zu Beginn der Runde vielleicht noch nicht ideal auf Temperatur, das fällt mit einer weicheren Mischung leichter. Dafür bietet er zum Schluss mehr.»

Zwei Mercedes vorne: Ist Wolff überrascht? «Nein. Jede Strecke ist anders. Die klimatischen Bedingungen haben enorme Auswirkungen. Hier sahen wir im Winter sehr konkurrenzfähig aus. Im Qualifying lief es okay. Ob sich das aufs Rennen umsetzen lässt, wird sich noch zeigen.»

«Alle Rennställe haben Verbesserungen mitgebracht. Aber es ist ein Formel-1-Mythos, wonach du ein Update bringst, und auf wundersame Art und Weise ist der Wagen eine halbe Sekunde schneller. Wer das glaubt, hat keine Ahnung von Formel 1. Es geht darum, kleine Verbesserungen in Einklang zu bringen. Und dann musst du die Reifen ins beste Arbeitsfenster bringen. Es reicht nicht, neue Aero-Teile ans Auto zu schrauben.»

«Was wir auch feststellen: Wenn es eher kühler ist, sind wir stärker. Aber das war in den letzten Jahren schon so. Wenn es morgen also nicht wärmer wird, passt uns das prima.» Wolff fügt schmunzelnd hinzu: «Wir arbeiten an einem System, das Klima zu beeinflussen.»

Mercedes-Gegner argumentieren, die jüngsten Änderungen an den Pirelli-Reifen hätten Mercedes geholfen? «Welche Gegner?» fragt Wolff zurück. «Nun, ihr habt ja nur zwei», kommt die Replik. Wolff dann: «Das ist doch barer Unsinn! Alle Rennställe hatten im Winter beim Wintertest schwere Blasenbildung – Ferrari, Red Bull, McLaren, wir. Die Reifen hätten im Mai nie gehalten. Dabei hatten wir arktische Verhältnisse! Also änderte Pirelli die Dicke der Lauffläche. Die Italiener haben das sehr gut getan, denn wir haben heute an keinem Wagen Blasen auf den Reifen gesehen. Ich weiss nicht, wer heute in die Welt setzt, wir würden Pirelli oder die FIA beeinflussen. So funktioniert doch das nicht in der Formel 1! Wenn wir nicht gut genug waren, dann haben wir uns an der eigenen Nase gepackt. Wir haben ganz sicher nicht mit dem Finger auf Andere gezeigt. Also wirklich!»

Valtteri Bottas rückt Lewis Hamilton in diesem Jahr tüchtig auf die Pelle. Macht sich Toto Wolff Sorgen über ein Szenario wie vor zwei Jahren zwischen den beiden Silberpfeilfahrern oder wie zwischen den beiden Red Bull Racing-Piloten in Baku? Wolff: «Ich glaube, wir sind in einer anderen Position. Wir lassen die beiden fahren, sie machen das mit Respekt und Können. Hm – ich hoffe, ich kann das am Sonntagabend auch sagen!»

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