Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

GP-Piloten 2018: Mit biometrischen Handschuhen

Von Rob La Salle
​Nach erfolgreichen Versuchen in der zweiten Saisonhälfte 2017 ist es beschlossene Sache: Die Formel-1-Fahrer rücken 2018 mit biometrischen Handschuhen aus. Wir erklären die Hintergründe.

Wenn sich die Formel-1-Piloten bei den kommenden Wintertests die Rennhandschuhe überstreifen, dann ziehen sie ein aufregendes Stück Technik an: Die Fahrer tragen 2018 biometrische Handschuhe.

Hintergrund: Die Mediziner des Autoverbands FIA wollen über die 3 Millimeter schmalen, eingebauten Sensoren wissen, welchen Puls der Fahrer hat und wieviel Sauerstoff sein Blut aufweist. In einem weiteren Schritt soll es möglich werden, Körpertemperatur und Atemfrequenz zu messen.

Die Fahrer von Mercedes-Benz, Red Bull Racing und Ferrari haben in der zweiten Saisonhälfte 2017 Tests mit den neuen Handschuhen gefahren.

Dr. Ian Roberts, Chefarzt in der Formel 1 sagt im FIA-Magazin AUTO: «Wenn es um die medizinische Pflege von Patienten geht, dann spielt die Überwachung eine ganz elementare Rolle. Das gilt auch für Fahrer nach Unfällen. Wir wollen so schnell als möglich mehr über ihren Zustand wissen, und diese Handschuhe geben uns dazu die Möglichkeit. Es gibt Situationen, in welchen wir nicht in Sekundenschnelle am Unfallwagen sind. Dank der Handschuhe können wir dennoch ein erstes Bild erhalten. Ein gutes Beispiel war der Crash von Carlos Sainz in Sotschi 2015, als sein Wagen unter den Kunststoffschranken steckte und wir nicht wussten, wie es dem Spanier geht. Das erkannten wir erst, als wir die Barrieren weggeräumt hatten. Schnell mehr über den Zustand des Piloten zu wissen, das erleichtert das weitere Vorgehen.»

Die Handschuhe erfüllen die gleichen, strengen Vorgaben wie zuvor, was Widerstandsfähigkeit gegen Feuer angeht.

Puls und Sauerstoffgehalt im Blut sind deshalb die Primärwerte, weil nach einem schweren Unfall die Atmung beeinträchtigt sein kann und der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt.

Die Daten werden über eine verfeinerte Bluetooth-Technik in einem Radius von 500 Metern verschickt. 20 Datenpakete pro Sekunde werden versandt. Der Sensor verfügt über eine eigene Energieversorgung, die Batterien werden induktiv aufgeladen.

Die Daten werden auch aufgezeichnet und können heruntergeladen werden, wenn der Fahrer an der Box zurück ist.

Der frühere Rennfahrer Alan van der Merwe (Fahrer des Medical-Cars) und Dr. Roberts haben zur Entwicklung die Firma «Signal Biometrics» gegründet. Der Südafrikaner van der Merwe sagt: «Zunächst dachten wir, wir könnten die Handschuhsensoren mit handelsüblicher Technik ausrüsten. Dann merkten wir – es gibt kein fertiges Produkt, das unseren Ansprüchen genügt. Daher haben wir es selber entwickelt. Wir haben die Firma in Silverstone angesiedelt, und im Umkreis gibt es genügend Unternehmen, die sich auf Sensorentechnik spezialisiert haben. Also haben wir bewährte Produkte auf unsere Anforderungen angepasst. Vor allem haben wir sie erheblich leichter gemacht. Gewicht war die eine Baustelle, die Vorschriften in Sachen Feuerfestigkeit eine andere, zudem müssen die Sensoren in einem Umfeld starker Funk-Intereferenzen funktionieren.»

Dr. Roberts: «Als nächstes streben wir danach, Atemfrequenz und Körpertemperatur zu erfassen. Die Atemfrequenz gibt dir einen guten Anhaltspunkt, was die Belastung des Fahrers angeht, und die Körpertemperatur hat direkten Einfluss auf seine Leistungsfähigkeit.»

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