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Quatsch? Bei den Gespannen B-Lizenz abschaffen?

Von Rudi Hagen
Internationales Fahrerfeld in Lüdinghausen mit Thomas Buß/Alex Herrmann (rechts)

Internationales Fahrerfeld in Lüdinghausen mit Thomas Buß/Alex Herrmann (rechts)

Die deutsche Gespannszene dünnt immer weiter aus. Mit Marco Hundsrucker und Patrick Zwetsch haben aktuell wieder zwei Piloten mit A-Lizenz dem aktiven Bahnsport adé gesagt. Aus der B-Lizenz rückt niemand nach.

Wie geht es weiter im deutschen Gespannsport? Braucht es überhaupt noch die Unterscheidung zwischen den beiden Lizenzarten A und B? In den Niederlanden, Belgien und Frankreich gibt es das nicht. Warum lässt man nicht grundsätzlich alle zusammen fahren? Die Rennen der Seitenwagen könnten durch die größeren Fahrerfelder interessanter werden.

Oder doch nicht? Werden die Läufe aufgrund der Leistungsunterschiede eventuell langweiliger? Oder gefährden die Anfänger mit ihrer Unerfahrenheit vielleicht die anderen Teams?

Man könnte für diese Klientel vor Saisonbeginn einen verpflichtenden Einführungskurs in Theorie und Praxis anbieten. Darüber hinaus müssten die Neulinge eine bestimmte Zahl an Trainings nachweisen, bevor es in die Rennen geht. Oder soll alles so bleiben wie bisher?

SPEEDWEEK.com sprach jetzt mit einigen deutschen Seitenwagen-Lenkern über dieses Thema.

Achim Neuendorf (MSC Berghaupten):

«Ich sehe das so, dass es in ein paar Jahren leider eh nicht anders gehen wird. Es werden ja von den jetzigen A-Lizenz-Teams nicht alle so lange wie Karl [Keil] fahren. Und so viele können gar nicht aus der B- Lizenz nachrücken um das zu kompensieren. Ich sehe das mehr als gesellschaftliches Problem. Motorradsport ist nicht mehr so hoch angesehen. Heute rennt man lieber irgendwelchen Influencern hinterher. Denn es gibt immer weniger Selbermacher. Lieber bequem sein und andere machen lassen. Zudem kommt noch das Finanzielle hinzu. Ob es bei Anfängern mit etwas Training getan ist, hängt auch immer vom Talent des Jeweiligen ab. Es gibt gute und erfahrene B-Lizenz-Fahrer wie Thomas [Buß] oder Arne [Friskovec] da gibt's keine Probleme. Aber bei manchem Anfänger fährt das Gespann eher mit denen, von Kontrolle kann man da nicht sprechen.»

Markus Brandhofer (AMC Haunstetten):

«Ich finde es nicht gut die B-Lizenz zu streichen. Ich finde, wie es jetzt ist, ist es gut. Die B-Lizenz kann ja trotzdem bei der A-Lizenz mitfahren. Ich glaube, dass sie sonst noch weniger zum Fahren kommen, wie bisher schon.»

Imanuel Schramm (MSV Herxheim):

«Ein Vorteil wäre, dass die Seitenwagen-Klassen wieder voll mit deutschen Fahrern wären und die Clubs nicht viel Geld, zum Beispiel für Reisekosten, für Ausländer berappen müssten. Und die Zuschauer wollen doch deutsche Teams sehen. Ein weiterer Vorteil: Wenn man in der A-Lizenz fährt, lernt man auch schneller. Sonst bewegen sich die Fahrer der B-Lizenz immer auf dem gleichen Niveau. Hier wäre für sie der Ansporn, die A-Lizenzler zu besiegen. Die Teams in der B-Lizenz haben inzwischen eh schon Motoren, Vergaser und so weiter wie die in der A-Lizenz, daher spielt der Punkt keine Rolle. Und Trainingsangebote gibt es genug, die kann der veranstaltende Verein dann ja bestätigen. Und es gibt auch genug A-Lizenzfahrer, die den Anfängern gerne Tipps geben und helfen. Zum Beispiel der Moritz Straub. Der wurde von mir angelernt und ist auf Anhieb vorne mitgefahren, ohne wirklich an einem Training teilgenommen zu haben. Ich habe letztes Jahr drei Neulingen auf meiner kleinen Bahn das Gespannfahren an einem Tag gezeigt. Wenn die ersten paar Runden ein erfahrener Beifahrer drin sitzt, ist das easy für den am Lenker. Voraussetzung ist aber, dass der Killschalter geht und dass die Leute vorher etwas Trockentraining gemacht haben.»

Oliver Möller (MSC Nordhastedt):

«Es gibt in Deutschland schon seit Jahren die Möglichkeit, A- und B-Lizenz zusammen starten zu lassen, was auch oft praktiziert wird. Daher, denke ich, es sollte keine Neuregelung geben.»

Patrick Zwetsch (MSV Herxheim):

«Ich habe die Hoffnung auf Besserung in unserem Sport leider verloren. Die B-Lizenz abzuschaffen, würde meiner Meinung nach nicht helfen. Es wollen wahrscheinlich nicht alle B-Gespanne mit der A fahren und dann ist da die Frage, wo es Startverträge gibt. Es gibt Veranstalter, die haben seit Jahren ihre Fahrer, da kommt man nur schwer oder gar nicht rein. Das Problem hatte ich auch, so wie beispielsweise in Melsungen, Bielefeld oder Vechta. Man müsste die Rennen ähnlich gestalten wie bei den Dutch Open. Wer eingeschrieben ist und für ein Rennen nennt, darf auch fahren. Mit fairen Preisgeldern für alle. Nur, wenn man jetzt die Preisgelder umverteilt, so dass jeder damit überleben kann und den Vorderen was streicht, werden die nicht mehr fahren wollen. Es ist auch alles zu teuer in der heutigen Zeit. Durchschnittlich drei- bis vierhundert Euro oder mehr pro Rennen sind schnell weg. Und dann gibt es eine Preisgeldliste, wo die Ersten 1000 Euro und mehr bekommen und wenn es mal nicht läuft, fährst du selbst leer heim. Es entwickelt sich einfach nix weiter und dann kommen immer mehr Stimmen, die noch fordern, dass Nenn- und Startgeld von den Fahrern bezahlt werden soll. Da können wir gleich zuschließen. Und dann fehlt die Nachwuchsarbeit in vielen Vereinen. Schüler- und jugendklassen gibt es nur noch im Speedway und auch da sieht es im SBM-Bereich sehr traurig aus.»

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