Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ferrari: Vettel 1. dank Technik-Kniffs? Mercedes baff

Von Mathias Brunner
​Ein weiteres Mal sind die Ferrari von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen besser zum Grand Prix gestartet als die Silberpfeile. Der leitende Ingenieur Andrew Shovlin weiss: Mercedes muss reagieren.

Das Rennen um den WM-Titel 2018 wird durch Nuancen entschieden, von Kleinigkeiten, die in der Summe den Ausschlag geben über Sieg oder Niederlage. Ferrari hat beim Motor weiter nachgelegt und liegt nun mindestens auf Augenhöhe mit dem bisherigen Klassenbesten, Mercedes-Benz. Der Ferrari ist gemäss Sebastian Vettel «ein Auto, das auf jeder Art Rennstrecke schnell ist». Vom Silberpfeil lässt sich das nicht behaupten. Zuletzt auf dem Red Bull Ring und in Silverstone fiel auf, um wie viel besser die roten Renner von Vettel und Kimi Räikkönen beim Start sind.

Bei den drei Rennen innerhalb von drei Wochen – Frankreich, Österreich und England – stand jedes Mal ein Mercedes auf Pole, aber ein ums andere Mal kommen die Silberpfeil nach wenigen Metern gewaltig unter Druck. Letztlich führte das auch zu den Kollisionen zwischen Vettel und Bottas in Le Castellet, zu einem Räikkönen, der in der ersten Kurve am Red Bull Ring zwischen den zwei Mercedes lag, zum Crash zwischen Räikkönen und Hamilton in Silverstone. Jeder Zweitklässler kann sich ausrechnen: Wenn Lewis Hamilton von der Pole so gut losbrausen würde wie die Ferrari, dann würde er gar nichts erst in die Fänge des Finnen geraten.
Mercedes weiss: Sie müssen sich etwas einfallen lassen. Mit welchem Technik-Kniff Ferrari derart besser startet, wissen die Briten nicht. Der leitende Ingenieur Andrew Shovlin sagt in seiner Nachbesprechnung des Rennens: «Wir arbeiten in dieser Woche mit Hochdruck daran, besser zu verstehen, was bei den Starts passiert. Unser Ziel muss für Hockenheim darin bestehen, nach dem Qualifying erneut vorne zu stehen, unsere Führung dann aber in die erste Kurve hinein zu behaupten.»

Shovlin zum Start von Lewis Hamilton zum Heimrennen: «Seine Hinterräder drehten zu stark durch, weil sein Startplatz weniger Haftung erzeugte als wir das erwartet hatten. Wir hatten alle Daten, die wir brauchten, denn in Silverstone darfst du zum Schluss des Trainings auf der Startaufstellung Probestarts machen. Aus irgendeinem Grund konnten wir das jedoch nicht umsetzen. So bald die Räder mal zu stark durchdrehen, verlierst du Zukraft und Vortrieb, dann büsst du schnell mal einige Plätze ein.»

Viele Fans fragten sich: Wie stark war der Wagen von Lewis Hamilton nach der Berührung mit dem Ferrari von Räikkönen beschädigt? Der Engländer fragte mehrfach per Funk nach, sein Renningenieur Pete Bonnington versuchte jedes Mal, ihn zu beruhigen. Nun sagt Andrew Shovlin: «Es war ein ordentlicher Schlag, aber der Wagen wurde nur leicht beschädigt. Wir hatten viel Glück.»

«Lewis vermutete am Funk, dass vielleicht etwas mit dem Unterboden nicht stimmt. Aber in Wahrheit spürte Hamilton lediglich, wie sein Auto bei der Aufholjagd auf die verwirbelte Luft der Vorderleute reagierte. Als Lewis dann endlich freie Bahn hatte, konnte er besser fühlen, wie sich der Wagen benimmt. Wir konnten anhand der Rundenzeiten und der Daten sehen: Die Beschädigungen waren minimal.»

Hamilton rettete noch Rang 2 ins Ziel. In der WM steht es 171:163 für Sebastian Vettel.

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