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John Miles tot: Lotus-Pilot, Ingenieur, Feingeist

Von Mathias Brunner
​Im Alter von 74 Jahren ist der Engländer John Miles verstorben. Der frühere Lotus-Fahrer hatte einen Schlaganfall erlitten und fiel daraufhin ins Koma. Am 8. April 2018 hat ein gutes Herz aufgehört zu schlagen.

John Miles ist tot. Vielen heutigen Formel-1-Fans sagt sein Name wenig. 1969 und 1970 bestritt der Ingenieur für Lotus zwölf Formel-1-WM-Läufe. Es blieb bei zwei Punkte für einen fünften Rang in Südafrika 1970. Miles hatte aus zwei Gründen Pech: Er musste an der Seite von Jochen Rindt fahren, eines Lenkradvirtuosen, und der sensible Miles war für Lotus-Chef Colin Chapman wenig mehr als ein Versuchskaninchen.

Bestes Beispiel: Die Entwicklung des Lotus-Allradautos vom Typ 63. Graham Hill und Joche Rindt weigerten sich nach wenigen Fahrten, den Lotus 63 weiter zu fahren, sie attestierten dem Wagen das Verhalten eines griesgrämigen Esels. Miles biss sich durch, das brachte ihm den Platz 1970 neben Jochen Rindt ein. Zudem brauchte Chapman einen zweiten Mann, denn Graham Hills Karriere schien nach einem schweren Unfall 1969 in Watkins Glen beendet zu sein.

Miles holte in Südafrika als Fünfter Punkte. Nachher musste er sich von Colin Chapman anschnauzen lassen, wieso John dem Franzosen Jean-Pierre Beltoise nicht mehr auf die Pelle gerückt sei. Das sagte alles über ihr Arbeitsverhältnis.

Als der neue Lotus-Keil namens 72 noch nicht ausgereift war, wer fuhr die Entwicklung? Natürlich John Miles. Rindt übernahm den Wagen, als die Kinderkrankheiten endlich kuriert waren. Miles erhielt von Lotus 300 Pfund pro Rennen, manchmal hatte er nicht einmal genügend Geld für die Heimreise von einem Rennen. Längst sah Colin Chapman in Emerson Fittipaldi die Zukunft, Miles war ein Lückenfüller und wurde auch so behandelt.

In Monza 1970 zwang Colin Chapman seinen Landsmann Miles im Training ohne Heckflügel auf die Bahn. John sollte herausfinden, ob sich damit die Topspeed entscheidend erhöhen lässt. Miles attestierte dem Wagen mehr Speed auf den Geraden, aber ein gefährlich nervöses Handling. Jochen Rindt ging dennoch ohne Heckflügel auf die Bahn und stürzte zu Tode.

Miles kehrte Lotus schockiert den Rücken. Als Vernunftsmensch konnte er nicht verstehen, wieso Colin Chapman nicht auf ihn gehört hatte.

1971 holte ihn BRM als Testfahrer, er fuhr auch zwei nicht zur WM zählende Formel-1-Rennen. Er wurde britischer Sportwagenmeister, hängte 1972 den Rennhelm an den Nagel und kehrte zu Lotus zurück – als Fahrwerks-Ingenieur.

Miles gründete 1985 die Musikproduktionsfirma «Miles Music», spezialisiert auf Jazz. Daneben arbeitete er als Berater der Autoindustrie, so wirkte er bei der Entwicklung des Ford Focus mit und stand auch bei Aston Martin unter Vertrag.

John Jeremy Miles wurde 74 Jahre alt.

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